Barrierefrei eingerichtet: Möbel für Menschen mit Handicap

Behinderte benötigen ein auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittenes Wohnumfeld. Sind für Seheingeschränkte vor allem tastbare Kennzeichnungen an den Möbeln und Führungsgeländer an den Wänden wichtig, stellen unterfahrbare Spülschränke und Waschbecken für Rollstuhlfahrer eine unverzichtbare Hilfe dar. Richtig eingerichtet, kann eine Wohnung auch für Menschen mit einem Handicap zu einem guten Zuhause werden.

Viele handelsübliche Möbel sind für Menschen mit körperlichen Einschränkungen nur bedingt oder gar nicht geeignet. So ist beispielsweise der Inhalt eines normalen Kleiderschranks mit einer Höhe von fast zwei Metern für einen Rollstuhlfahrer im oberen Bereich nicht mehr zugänglich. Auch ein zu niedriger Esstisch, der mit einem Rolli nicht unterfahren werden kann, stellt ein unüberwindbares Hindernis dar und macht ein normales Speisen nicht möglich. Half bei all diesen Problemen bis vor wenigen Jahren oft nur eine Individualanfertigung durch einen Tischler oder einen speziellen Produzenten entsprechender Einrichtungsgegenstände, stehen heute im Fachhandel wohldurchdachte Konzepte zur Verfügung, mit denen ein weitgehend barrierefreies Leben in den eigenen vier Wänden möglich ist.

So gibt es unter anderem für Blinde und Sehschwache Möbelstücke mit aufgebrachter oder eingravierter Brailleschrift-Kennzeichnung auf den einzelnen Zwischenbrettern eines Regals oder Küchenschrankes. So lässt sich mit einem Fingerstrich der jeweilige Lagerort schnell und unkompliziert erfassen.

Wichtig für Menschen mit Behinderungen ist, dass nicht nur alle Räume der Wohnung, sondern auch sämtliche Alltagsgegenstände gut zu erreichen und uneingeschränkt nutzbar sind. Möbel wie Sessel, Tische oder Nachtschränke müssen ebenso funktional ausgestattet sein wie das Bett, die Küche und die Badezimmereinrichtung nebst Waschbecken und Spiegelschrank. Oftmals genügt hier die Verwendung von Standardmöbeln, die entsprechend den jeweiligen Erfordernissen angebracht beziehungsweise aufgestellt werden. So kann beispielsweise schon mit der Wahl von Schiebetürenschränken anstelle von Exemplaren mit Klapptüren ein erster Schritt hin zu einer barrierefreien Einrichtung gegangen werden.

Intelligente Lösungen für Wohnen und Schlafen

Insbesondere in „gemischten Haushalten“, in denen eine gehbehinderte Person mit einem Nichtbehinderten zusammenlebt, bietet sich zum Beispiel mit einem handelsüblichen, elektromotorisch höhenverstellbaren Schreibtisch aus dem Ergonomiesortiment der Möbelhersteller eine gute Möglichkeit zur gemeinsamen Nutzung. Und Esstische mit Mittelfuss oder in ausreichend breiter Ausführung ermöglichen ein problemloses Unterfahren mit dem Rollstuhl.

Doch nicht nur für das Leben am Tage sind gute Lösungen für eine barrierefreie Wohnungsgestaltung gefragt. So ist das Bett eines der wichtigsten Möbelstücke im gesamten Haushalt. Das gilt für Menschen ohne Handicap genauso wie für Personen mit Einschränkungen der Bewegungsfreiheit. Für Gehbehinderte sollte ein geeignetes Bett eine Höhe von etwa 50 Zentimetern aufweisen und idealerweise von drei Seiten aus zugänglich sein. Vor dem Bett sollte eine ausreichend grosse Bewegungsfläche vorhanden sein – mindestens 120 Zentimeter sind hier vonnöten, um mit dem Rollstuhl gut heranfahren zu können. Sinnvoll ist es zudem, wenn die Lichtschalter problemlos vom Bett aus erreichbar sind.

An Kleiderschränken werden seit einiger Zeit Modelle angeboten, bei denen sich die oberen Etagen mittels Knopfdruck absenken lassen und somit einen Zugriff auf alle Ebenen ermöglichen. Vor Kleiderschränken sollte eine Bewegungsfläche von einem knappen Meter frei bleiben, um einen guten Zugang sicherzustellen.

Apropos Bewegungsflächen: An allen wichtigen Orten, an denen viele Aktivitäten stattfinden, ist ein ausreichend grosser Freiraum zum Rangieren mit dem Rollstuhl sehr wichtig. Das gilt vor allen Schränken und Türen genauso wie in Küche und Bad.


Barrierefrei Küche. (Bild: norinori303 / Shutterstock.com)
Barrierefrei Küche. (Bild: norinori303 / Shutterstock.com)


Guter Zugang in Küche und Bad

Ebenso wie der Wohn- und Schlafbereich lässt sich auch die Küche funktional und barrierefrei gestalten. Wichtig ist hier vor allem eine einfache und gefahrlose Bedienbarkeit aller vorhandenen Küchengeräte und Arbeitswerkzeuge.

Schränke sollten idealerweise möglichst tief angebracht werden; Kühlschrank, Geschirrspülmaschine und Backofen eher leicht erhöht. So wird ein gutes Erreichen möglich. Praktisch unabdingbar für ein ermüdungsfreies und ergonomisches Backen, Kochen und Zubereiten ist die auf die persönlichen Erfordernisse des Wohnungsinhabers eingestellte Arbeitsplattenhöhe. Ebenso wichtig: Schubladen, die auf leichtlaufenden Teleskopschienen gelagert sind und sich leicht ausziehen lassen.

Im Bad sollte das Waschbecken unbedingt unterfahrbar und sämtliche Wandschränke in erreichbarer Höhe angebracht sein. Spiegel sollten an der Oberkante des Waschtisches angesetzt werden, damit sie auch im Sitzen genutzt werden können. Für Gehbehinderte ist es überdies zwingend erforderlich, dass die problemlose Benutzung von Badewanne und WC durch entsprechende Haltegriffe sichergestellt ist. Armaturen an Waschbecken und Dusche sind vorzugsweise in Einhebeltechnik anzubauen.

Da gerade in schmalen Bädern oft eine ungünstige Situation für Rollstuhlfahrer besteht, kann gegebenenfalls über die Versetzung von Wänden und damit eine Umgestaltung der Raumgrössen nachgedacht werden, sofern die Statik des Hauses dies zulässt. Ein wichtiger Hinweis in diesem Zusammenhang: Wer in einer Mietwohnung lebt, sollte vor allen Umbaumassnahmen in jedem Falle die Zustimmung des Eigentümers oder Vermieters einholen. So kann Ärger vermieden und eine gemeinsame Lösung gefunden werden – für ein barrierefreies Wohnen in einem gemütlichen Zuhause.

 

Oberstes Bild: © Juanan Barros Moren – Shutterstock.com

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Mehr zu Christian Schreiber

Christian Schreiber ist seit mehr als 15 Jahren als Autor tätig und hat bereits für Verlage wie Rowohlt, die Verlagsgruppe Random House (Bertelsmann) sowie verschiedene Zeitungen gearbeitet.
Neben der Erstellung vielfältiger Sachtexte zu den unterschiedlichsten Themenfeldern befasst er sich insbesondere mit Rechts- und Finanzangelegenheiten und gibt Wohn- und Einrichtungstipps.

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