Bewohnbare Bücher

Wir sind Jäger. Wir sind Sammler. Die Erbschaft unserer nomadisierenden, die Wildnis durchstreifenden Vorfahren schlägt sich in unserem alljährlich wiederkehrenden Trieb nieder, Wohnung, Haus, Wohnort zu wechseln oder unseren „Stammsitz“ umzubauen. Und das Vermächtnis des beerensammelnden, sesshaften Teils unserer Urzeit-Ahnen schlägt jetzt ebenfalls durch. Warum besitzen wir so viel? Und wohin sollen wir damit?

Zum Beispiel Bücher. Es gibt wunderbar zeitgemässe Möglichkeiten, Bücher zu präsentieren. Zum Beispiel das Modulregal. Leider passt da irgendwann auch nichts mehr rein. Und jetzt? – Jetzt schauen Sie sich die leinen-, leder- und papiergebundenen Exemplare an, die Sie in Ihrem Bildungsehrgeiz erstanden hatten. Lesen werden Sie die wohl nicht mehr. Wegschmeissen bräche Ihnen das Herz. Was tun? Bauen Sie Möbel aus Ihren Büchern!

Die Kunst des Stapelns

Sollten Sie zufällig die niederländische Stadt Delft besuchen, lohnt sich ein Besuch in der Stadtbücherei. Hier hat der slowakische Künstler Matej Kren die Ausleihtheke gestaltet. Und zwar komplett aus Büchern. Tausende kleiner und grosser, schmaler und dicker Exemplare hat Kren geduldig so sorgfältig aufeinandergeschichtet, dass die literarische Mauer wie festgemörtelt dasteht. Die verschiedenen Farben und Stärken der Buchschnitte schaffen ein faszinierend ästhetisches Gebilde.

Kren hat ganze Häuser, Türme und Festungen aus Literatur gebaut. So weit wollen wir nicht gehen. Versuchen wir uns an einem einfachen Bücherturm. Wenn Sie schon mal Bananen-Umzugskartons mit Büchern geschleppt haben (und wer hätte das nicht), werden Sie wissen, zu welchem Gewicht Bücher sich summieren können. Genau dieses Gewicht verleiht Ihrem Bücherturm und allen anderen Gebilden Stabilität. Vorausgesetzt, Sie beherrschen die Kunst des Stapelns. Diese Kunst besteht zu 90 % aus Geduld.

Bücher – die Kollektion

Auf die Plattform Ihres Bücherturms können Sie ein Holzbrett, eine Glasplatte oder ein Tablett stellen. Ehrgeizig geworden, versuchen Sie sich jetzt an einem Tisch. Bauen Sie die Beine aus Bücherstapeln – eine schwere Platte dient zur Stabilisierung. Das kann nicht gut gehen, sagen Sie? Das stürzt ein? – Probieren Sie es aus. Verblüffen Sie Ihre Gäste.

Selbstverständlich können Sie Ihre Büchermöbel, Ihre Sitze, Nachttische, TV-Schränke etc. zusätzlich verstärken. Sie können Buchbinderleim zwischen die Lagen geben oder beidseitiges Klebeband. Auch eine Zwischenabstützung durch Buchwinkel beruhigt die Nerven. Aber eigentlich ist das geschummelt. Gerade die scheinbare Fragilität dieser Möbel macht ihren Reiz aus. Neben dem Farbenspiel. Sie können Buchschnitte oder Buchrücken auf die Schauseite setzen und die Farben mosaikbunt mischen. Und wenn Ihre Gäste Sie mit den Worten begrüssen: „Hast du auch die Hälfte deiner Bücher wegwerfen müssen?“ – Dann bitten Sie sie zu Tisch.

 

Oberstes Bild: © 3Dstock – Shutterstock.com

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