Eine Bruchsteinmauer bringt südliches Flair in den Garten
VON Kai Gauger Garten
Bruchsteinmauern erinnern uns an die gute alte Zeit, als Handwerker mit Musse und Berufsstolz Schicht um Schicht der unregelmässigen Steine zu ganzen Häusern legten. Eine Bruchsteinmauer ist ein Kunstwerk der Geduld und ein ästhetischer Genuss in ihren verschiedenen Formen und Farbschattierungen. Und sie ist gar nicht so schwer selbst herzustellen. Sie müssen ja nicht gleich einen zwei Meter hohen Sichtschutz zu stapeln versuchen. Hier eine kleine Anleitung für eine 1,2 Meter hohe Trockenmauer.
Das Material
Bruchsteine fallen an, wenn grössere Mengen Stein im Steinbruch gefördert werden. In den Steinbrüchen Ihrer Region können Sie Material beziehen, das sich auf natürlichste Weise in die Landschaft einfügt. Die Steine werden gemischt oder auch in Farbsortierungen geliefert. Eine Bruchsteinmauer ist immer auf ihre besondere Art und Weise geformt, gefärbt und gemasert: Sie schaffen mit ihr ein natürliches Unikat.
Die Menge
Eine Bruchsteinmauer zu bauen ist nicht ganz kostengünstig. Für den Laien sehen die nach Tonnen berechneten Steinpreise recht erschwinglich aus – er vergisst aber, wie schwer Steine sind. Wenn Sie eine kompakte Mauer mit Bruchstein bauen wollen, brauchen Sie pro Quadratmeter etwa eine halbe Tonne Material. Es gilt: Lieber etwas mehr bestellen, damit Sie genug passende Steine für die Puzzlearbeit zur Verfügung haben. Alle nicht verbauten Steine werden im Lauf der Zeit einen schönen Platz in Ihrem Garten finden.
Nicht zu hoch hinaus
Eine letzte Warnung vorweg: Der Bau von Naturstein- und Bruchsteinmauern ist Schwerstarbeit. Wenn es Sie seit Längerem im Rücken zwickt, sollten Sie die Sache lieber einem Fachbetrieb überlassen. Danach wird es Sie allerdings im Portemonnaie zwicken: Gartenbaubetriebe lassen sich die Gewichtheberei mit Arbeitsentgelten ab 120 Franken pro Quadratmeter entschädigen. Fangen Sie mit einer Bruchsteinmauer bis 1,2 Meter Höhe an. Der Vorteil: Dieses Mäuerchen benötigt kein frostfreies Betonfundament mit Drainage. Eine anstrengende Arbeit gespart.
Einkauf und Beginn
Übers Internet bekommen Sie alles. Nur keine Fachberatung. Wenn’s sich irgendwie ermöglichen lässt, kaufen Sie im heimischen Natursteinhandel. Hier wird Ihnen die Menge für Ihr Projekt exakt berechnet. Gehen wir davon aus, dass Sie ausreichend Kies und Steine vor sich liegen haben. Wir wollen eine Trockenmauer entlang einer Böschung bauen. Die Böschung wird mit dem Spaten in einer Neigung von 10 bis 15 % abgestochen. Sie heben ein etwas mehr als steinbreites Mauerfundament 30 Zentimeter tief aus. Die untere Steinreihe einer 1,2 Meter hohen Mauer sollte ungefähr 40 Zentimeter breit sein.
Drainage und erste Steine
So, jetzt erst mal durchstrecken. Spatenarbeit kann furchtbar anstrengend sein. Sie beginnen zu begreifen, was Ihr Physiotherapeut meinte, als er mantramässig herunterbetete, man müsse den Rücken stärken. Wenn Sie sich erholt haben, füllen Sie den Kies als Drainage in das ausgehobene Fundament. Dann setzen Sie die erste Steinreihe mit möglichst grossen Exemplaren. Die zweite Reihe kann schon aus etwas kleinerem Material geschichtet werden.
Jede Menge Kies
Zwischen der wachsenden Mauer und dem Erdwall oder der Böschung, an die sie sich lehnt, muss weiterer Kies aufgefüllt werden. Er verhindert das Ausschwemmen von Erde und dient ausserdem zur Verdichtung Ihrer Mauer. Betrachten Sie die Arbeit als Meditation (eine ziemlich schweisstreibende, zugegeben) und legen Sie geduldig Stein um Stein. Vergessen Sie nicht, Lücken so gut es geht mit kleinerem Bruch zu füllen. Und dann rütteln und schieben Sie mithilfe eines Maurerhammers den Drainagekies von hinten in die letzten Fugen und Spalten hinein. So entsteht eine stabile ungemörtelte Mauer.
Krönung und Bepflanzung
Als Abschluss der Trockenmauer legen Sie grosse Steine auf, die durch ihr Gewicht stabilisierend wirken. Wenn Sie alles geduldig und mit Sorgfalt geschichtet haben, dürfte es mit diesem Abschluss keine Probleme mehr geben.
Natürlich dürfen Trockenmauern auch bepflanzt werden. Steinkraut, Thymian, Nelken und Sedum eignen sich für Mauern, die in der Sonne liegen. Für Schattenplätze können Sie zum Beispiel auf Steinbrech, Farn und Storchenschnabel zurückgreifen. Lassen Sie beim Mauern breitere Lücken und setzen Sie die Pflanzen an diesen Stellen sogleich ein, damit sie Verbindung zum Erdboden bekommen.
Legen Sie im Winter ein paar gemütliche Wellnesstage in der Wohlfühlzone trautes Heim ein. Stärken und entspannen Sie Ihren Rücken und starten Sie nach der knochenbrechenden Vorjahresarbeit mit neuen Kräften ins Gartenjahr. Wenn Sie an Ihrer neuen Trockenmauer in der Sonne sitzen und den Phlox blühen sehen, fehlen nur noch die Eidechsen für das richtige Italien-Feeling. Viel Spass dabei!
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