Englischer Rasen oder Blumenwiese? Eine kleine Entscheidungshilfe
VON Franz Xaver Garten
Der englische Rasen – die noble Art des Gartens
Spiessig, akkurat, steril – ist ein englischer Rasen nicht Sinnbild eines langweiligen bürgerlichen Lebensstils? Und doch sehnen wir uns danach, Teil einer gehobenen Mittelschicht zu sein. So ist diese Art der Gartengestaltung auch ein Statussymbol, das es zu erreichen gilt. Wer einen englischen Rasen anlegen will, hat ziemlich viel Arbeit zu leisten. Noch mehr Arbeit ist es jedoch, ihn gut zu pflegen.
In England herrschen optimale Bedingungen für saubere Grünflächen vor. Nicht zu heisse Sommer, milde Winter und eine permanent hohe Luftfeuchtigkeit sind ideal für den kurz geschnittenen Rasen. Die wichtigsten Eigenschaften, wie dichter Bewuchs, saftiges Grün und samtene Weichheit, sind unter diesen Voraussetzungen leicht zu erreichen. In unseren Breiten ist das jedoch nicht so einfach. Da ist schon ein besonderes Saatgut erforderlich, welches von Botanikern für unser Klima gezüchtet wurde. Ob hoch beanspruchte Flächen oder reiner Zierrasen – informieren Sie sich im Fachhandel über das zweckmässige Saatgut.
Die beste Zeit zum Anlegen eines englischen Rasens ist der Frühling. Zuerst gilt es, den Boden von Unkraut zu befreien und aufzulockern. Dann muss der Samen gleichmässig und dicht ausgesät werden, am besten mit einem Streuwagen. Nach der Aussaat ist es wichtig, den Humus gut zu bewässern. Ein Düngemittel gibt dem Untergrund die nötigen Nährstoffe.
Sind die Halme sechs bis acht Zentimeter hoch, sollte zum ersten Mal gemäht werden. Dafür wäre ein Walzenmäher ideal, weil dieser das Ausreissen der Pflanzen verhindert. Durch den Schnitt in geraden Bahnen erzeugen Sie die typische Optik eines englischen Rasens. Wenn Sie den Grasschnitt mit einem Laubbesen entfernen, lüften Sie gleichzeitig die Grasnarben. Der nächste Schnitt erfolgt dann im Winkel von 90 Grad zur ursprünglichen Mährichtung.
Achten Sie darauf, dass der Rasen gut bewässert ist! Besonders die oberste Humusschicht darf nicht austrocknen. Ein wichtiger Tipp: Sie sollten vermeiden, den Rasen täglich zu giessen, weil dann eher schwache Pflanzen herangezogen werden. Nur durch ein gesundes Mittelmass erhalten Sie ein widerstandsfähiges Grün. Mindestens zweimal in der Woche sollte gemäht werden. Wichtig im Frühjahr: Durch Vertikutieren entfernen Sie Moose und anderes Unkraut. Der Rasen findet dann wieder Licht und Luft, um frisch zu gedeihen.
Für eine perfekte Wirkung ist es entscheidend, die Grünfläche immer von Laub und anderem Unrat befreit zu halten. Die Pflege eines englischen Rasens ist daher mit viel Mühe und Arbeit verbunden. Wer aber gern seine Freizeit an der frischen Luft verbringt, wird diese Aufgabe lieben und ein schönes Hobby darin finden.
Die Blumenwiese – eine natürliche Pracht für alle Sinne
Bunte Farbenpracht, duftende Blüten und natürliche Artenvielfalt – Blumenwiesen haben nicht nur Charme, sie bieten auch vielen nützlichen Kleinlebewesen wie Bienen, Hummeln und Schmetterlingen einen wertvollen Lebensraum. Selbst Singvögel fühlen sich im hohen Gras wohl. Obwohl sich der Pflegeaufwand für eine Blumenwiese in Grenzen hält, gilt auch hier: Einfach ein Feld sich selbst zu überlassen wird nicht funktionieren. Damit Sie über Jahre Freude an Ihrer Blumenwiese haben, sollten Sie einige wichtige Ratschläge beachten.
Über 30 Blumenarten können auf einer Wiese gedeihen. Lassen Sie sich am besten im Fachhandel darüber beraten, wie das Saatgut zusammengesetzt sein soll. Für eine Blumenwiese eignet sich vor allem ein eher trockener Untergrund mit viel Sonneneinstrahlung. Bei einer solchen Magerwiese ist der Boden äusserst nährstoffarm, dennoch können verschiedenste Blumenarten hervorgebracht werden. Diese wachsen jedoch relativ langsam. Der Vorteil: Sie müssen die Wiese maximal einmal während der Sommersaison mähen.
Die beste Zeit für die Aussaat ist das Frühjahr. Nach dem Umgraben und dem Auflockern des Bodens, erleichtert durch eine Motorhacke, ebnen Sie den Humus mit einem Rechen ein. Danach säen Sie die Samenmischung gleichmässig aus. Achten Sie dabei auf eine eher geringere Dichte – etwa zehn Gramm Saatgut pro Quadratmeter sollten reichen. Mit einer Rasenwalze verdichten Sie anschliessend den Untergrund. Da die Samen zum Keimen Licht benötigen, sollten sie nicht zu tief in den Boden eingedrückt werden. Danach ist das Saatbett gut zu bewässern.
Die erste Mahd, etwa zehn Wochen nach der Aussaat, dient einer gründlichen Entfernung des Unkrauts. In der ersten Saison sollten Sie die Blumenwiese überhaupt öfter mähen. Das unterdrückt die Unkräuter und fördert das Wachstum der Wiesenblumen. In den Folgejahren genügt es meistens, wenn Sie die Wiese einmal im Sommer mähen. Das Schnittgut wird mit einem Rechen entfernt, getrocknet und kompostiert.
Nach einiger Zeit verliert der Boden an Nährstoffen. Das bedeutet, dass sich die Artenzusammensetzung ändert. Nährstoffbedürftige Rasenpflanzen verschwinden zunehmend, während robuste Wildblumen mit diesen Bedingungen am besten zurechtkommen. Es benötigt zwar Zeit und Geduld, aber das Ergebnis kann sich sehen lassen: eine blühende Wiese mit duftender, natürlicher Blütenpracht.
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