Kleine Schleifgerät-Kunde
VON Kai Gauger Allgemein
Während die Schüler staatlicher Schulen sich an der türkischen Riviera in der Sonne räkeln, wird in der Waldorfschule das Schulgebäude restauriert – und zwar von den Eltern. Im letzten Sommer hatte ich dabei die Aufgabe, im Schulhort die Tische zu schleifen. Voller Tatendrang kam ich in die alte Schule, die von Efeu umgeben ist, und machte mich auf den Weg zur Werkzeugkammer. Dort fand ich Schleifklötze aller Art, die dazugehörige Rolle Schleifpapier und eine Flasche Leinöl. Also machte ich mich ans Werk! Gegen Mittag wurde mir klar, dass in der Zeit vor dem Aufkommen elektrischer Hilfsmittel, der Werkzeuge im Besonderen, die Welt von einer anderen Art Menschen bevölkert worden war. Ich machte mich auf den Weg zurück nach Hause, um meinen Bandschleifer zu holen.
Spricht man mit einem Handwerker über den Einsatz eines elektrischen Helfers dieser Art, fragt er mit Sicherheit nach dem Typus des Werkzeugs. Und natürlich gibt es diesbezüglich auch eine grosse Auswahl – je nachdem, welche Arbeit man ausführen möchte und wie das Gerät gebaut sein soll. Auch Nicht-Handwerker können sich hier einen Eindruck davon verschaffen, was beim Werkzeug-Kauf wichtig ist und nach welchen Kriterien man die Entscheidung fällen sollte.
Der Bandschleifer
Mit dem Bandschleifer arbeitet man am Glätten grosser Flächen, seien es kleine Abschnitte von Dielen, Tische oder Zäune. Auf der glatten Fläche kommt man mit ihm am besten voran. Wenn es ein wenig schmaler wird, ist vom Einsatz des Bandschleifers allerdings abzuraten.
Das Gerät hat ein Schleifband, das von einem Elektromotor angetrieben rotiert. Bei guten Fabrikaten kann die Bandführung extra eingestellt werden, wobei das Band immer straff sitzen sollte. Ein Ärgernis und Gesundheitsrisiko dabei ist der Holzstaub. Daher gibt es bei besseren Bandschleifern eine Staubabsaugung. Noch ein Tipp zum Schluss: Die Wattzahl ist beim Kauf nicht unerheblich. Gross und leistungsfähig heisst hier auch immer teurer.
Der Schwingschleifer
Auch der Schwingschleifer ist ein Gerät zum Arbeiten auf Flächen. Nicht nur für Holz-, sondern auch für Metalloberflächen ist er gut geeignet, wenn es um das Herunterarbeiten von Lackschichten geht. Wenn es sich um grössere Ebenen handelt, sollte man jedoch den Bandschleifer vorziehen. Ein Schwingschleifer schleift mit rechteckiger Platte, die sich kreisförmig bewegt. Dabei wird auch sie von einem Elektromotor angetrieben. Auch hier wird der Abfall sofort von einer Absaugungsvorrichtung aufgesaugt.
Hier gilt auch die Devise: Mehr Watt, mehr Leistung. Was gut funktionieren sollte, ist die besagte Absaugvorrichtung. Wenn es möglich ist, sollte man die Schleifpapier-Befestigung schon im Baumarkt testen. Einige Modelle mit einer Klettverschluss-Lösung sind auf dem Markt. Diese funktionieren gut, haben aber das Handicap, dass das Schleifpapier so immer von der Herstellermarke kommen muss. Andere Geräte funktionieren mit einer Bügelspannvorrichtung, die jedoch qualitativ hochwertig sein sollte, da ein gewisser Halt für das Schleifpapier immer gegeben sein muss.
Der Exzenterschleifer
Auch die Platte des Exzenterschleifers schwingt – ähnlich wie beim Schwingschleifer –, sie wird aber zusätzlich durch eine Schleifscheibe ergänzt, die exzentrisch angebracht ist. Daher bearbeitet der Exzenterschleifer in weniger Zeit mehr Fläche als der Schwingschleifer. Ein weiterer Vorteil dieses Geräts ist, dass keine Riefen bei der Arbeit entstehen.
Exzenterschleifer ermöglichen eine parallele Führung auf der zu bearbeitenden Fläche. Wer also viel zu Hause werkelt oder seine Gestaltungswut an alten Möbeln auslässt, für den lohnt sich die Anschaffung eines solchen Werkzeuges durchaus. Wenig Arbeitsaufwand führt mit Kraft und Wendigkeit zu einem guten Ergebnis. Wichtige Kriterien beim Kauf sind eine gute Verarbeitung, zuverlässige Staubabfuhr und Ergonomie.
Der Dreieckschleifer
Ein Dreieck- oder Deltaschleifer dient der Ergänzung. Grössere Flächen lassen sich zwar bearbeiten, beanspruchen aber auch unglaublich viel Zeit. Der eher kleine Dreieckschleifer ist in Winkeln, Ecken und bei Feinarbeiten richtig eingesetzt. Grosse Flächen sollten Sie also mit dem Bandschleifer vorarbeiten und dann mit dem Dreieckschleifer ausbessern.
Leistung und Qualität eines Dreieckschleifers erkennt man an der Schwingzahl. Da die Effizienz des Gerätes mit dieser Zahl verknüpft ist gilt die Devise „Mehr ist mehr“. Kauft man ein gutes Gerät, liegt die Schwingzahl von 20‘000 Umdrehungen pro Minute aufwärts. Ausserdem kann man bei diesem Werkzeug auch Exemplare bekommen, bei denen man zwischen zwei Arbeitsstufen entscheiden kann. Ist die Ecke eher schwierig zu bearbeiten, empfiehlt es sich, die Sache – von der Schwingzahl gesehen – eher langsam anzugehen. Bei geraden Flächen wünscht man sich dann allerdings vielleicht mehr Gas.
Der Winkelschleifer
Die bessere Bezeichnung für dieses Gerät wäre wohl Winkeltrenner, da im Trennen seine Hauptaufgabe liegt. Ihm liegen verschieden grosse Trennscheiben bei, die Metall, Kunststoff und natürlich Holz „trennen“ können. Zum Schleifen gibt es die Schrubbscheibe, die vor allem zur Entfernung von alten Lacken und Rost ist.
Einen Winkelschleifer für jede Aufgabe findet man mit einer 178mm grossen Trennscheibe. Wenn die Leistung stimmt, also bei 1200 bis 1500 Watt liegt, können sogar Stahlteile und Gehwegplatten durchschnitten werden. Wie immer der Rat: Billig-Produkte sind aus guten Gründen billig. Zum Durchtrennen von Metallen sollte man kein No-Name-Produkt verwenden, da wahrscheinlich das Werkzeug früher aufgibt als das Metall.
Diese kleine Schleifer-Kunde hilft Ihnen bei der Suche nach dem richtigen Schleifer für Ihr Heimwerk-Projekt und lässt Ihnen genug Zeit für die gesunde Bewegung im Fitness-Studio statt beim Schleifen. Als Tipp: Baustunden sind zu vermeiden.
Oberstes Bild: © vvoe – Shutterstock.com
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