Wohnen im aufregenden Kolonialstil
VON Terence Kubald Allgemein Wohnzimmer
Er spielt auf ein Interieur an, welches besonders im 19. Jahrhundert zur Kolonialzeit sehr populär war. Bestimmend sind dunkle Farben, viel Natürlichkeit und ein gesunder Mix aus leichten und schweren Materialien.
Zuhause ist bekanntlich da, wo das Herz ist. Dennoch entscheiden sich immer mehr Schweizer für einen interessanten und exotischen Kolonialstil oder nutzen zumindest einzelne Ansätze, um eine traditionelle, historische und stilvolle Einrichtung zu erschaffen. Prägend für diesen Stil ist die riesige Vielfalt an Materialien und Gestaltungstechniken, die bei jedem einzelnen Möbelstück zum Einsatz kommen. Der Stil erzeugt ein abenteuerliches Flair, erinnert an Entdecker wie Columbus und Marco Polo und nutzt hierfür Nuancen aus ganz unterschiedlichen Kulturen.
Immer spielt der Kolonialstil auch mit verschiedenen Mustern und Farben. Asiatische Blütenmotive können ebenso eingesetzt werden wie die zauberhafte Ornamentik Afrikas, Paisleymuster aus Grossbritannien oder französische Verspieltheit. Durch die vielen Einflüsse aus fremden Ländern und Kulturen erstrahlt die Wohnung in einem Traum von exotischer Klassik, der zugleich Ruhe ausstrahlt und sehr majestätisch wirkt.
Die antik angehauchten Möbelstücke sind vorwiegend aus Naturmaterialien und verschiedenen Hölzern gefertigt. Vor allem tropisches Hartholz wie Akazie, Mango und Shesham kommt gern zum Einsatz, auch Möbelstücke in luxuriösem Teak oder Mahagoni passen zu dieser Stilrichtung. Farblich sind koloniale Einrichtungen vorwiegend dunkel gehalten, sie besitzen eine sehr kräftige Aura und einen natürlichen Glanz, der oftmals nur minimal nachbearbeitet wurde. Damit der Gesamteindruck des Interieurs begeistert, werden derartige exotische Elemente auch immer mit europäischen Akzenten versehen.
Möbelstücke müssen also keinesfalls zwingend aus Naturmaterialien ferner Länder gefertigt sein, denn ein stimmungsvoller Eindruck kann auch mit traditionellen Massivholzmöbeln aus Europa geschaffen werden. Um ein lückenloses Flair zu erzeugen, sollten Muster und Farbpaletten möglichst stimmig und passend eingesetzt werden. Zwar können sie durchaus in Ansätzen gemixt werden, dennoch besteht gerade aufgrund der riesigen Auswahl die Gefahr, dass zu stark durcheinander gemischt wird. Lieber sollte der Fokus auf ein bis drei typischen Kolonial-Mustern liegen, die dann sinnvoll in Harmonie zueinander gebracht werden.
Einladende Kontraste schaffen
So elegant und verträumt der Kolonialstil auch wirkt, so dunkel wirkt er zugleich beim Eintreten in den Raum. Daher müssen einzelne Elemente in die Wohnung eingebunden werden, die etwas Luft schaffen und einen hellen Kontrast kreieren. Sandige, beige und cremefarbene Töne passen perfekt zur natürlichen Atmosphäre im Raum und ziehen dennoch das Licht an. Helle Vorhänge aus Leinen oder Baumwolle lassen viel Licht in den Raum und hüllen die dunkleren Möbelstücke in eine strahlende Hülle, wodurch zugleich der gesamte Raum an Licht und Helligkeit gewinnt.
Selbstverständlich können auch Kissen und Polster genutzt werden, die durch ihre natürliche Farbpalette und die leichten Stoffe stimmlich passen, zugleich aber nicht erdrückend anmuten. Auch für Reisende und Freunde fremder Kulturen ist dieser Stil ideal, denn Accessoires und Deko können idealerweise direkt aus dem Urlaub mitgebracht werden.
Landkarten, schöne Holzschnitzereien, Schalen und sogar exotische Pflanzen könnten kaum besser aufgehoben sein als in einem lückenlos gestalteten Kolonialstil. Derartige Elemente vermitteln zugleich den Eindruck eines Kosmopoliten, der aus seinen weiten Reisen viele schöne Erinnerungen mitgebracht hat, die an seinem täglichen Leben teilhaben können, indem sie gut sichtbar in der eigenen Wohnung platziert werden. Auch Tierprints, aus Kunst- oder Echtfell, sind eine Möglichkeit, die eigenen Wände auszuschmücken. Beim Kolonialstil kommen Freunde von Accessoires im Übrigen voll auf ihre Kosten, denn anders als bei modernen oder minimalistischen Einrichtungen, können bei diesem durchaus eher mehr als weniger Accessoires untergebracht werden.
Das Sofa sollte idealerweise sehr schwer und grob wirken. Ein dunkles Ledersofa ist eine ideale Wahl, die alle Elemente des Kolonialstils in sich vereint und zugleich den Bewohnern Bequemlichkeit und Komfort spendet. Leder hat zudem den Vorteil, dass es sich in massiv eingerichtete Räume sehr leicht einfügt und relativ pflegeleicht ist. Designer-Sofas von Arlidown verkörpern den Kolonialstil perfekt, verfügen über grosse, mit Leder überzogene Sitzkissen und prägnante Musterungen, die aus der Zeit des 19. Jahrhundert inspiriert sind.
Mut zu etwas Neuem
Der Kolonialstil kann auch als Inspiration für etwas völlig Neues dienen. Während ein Clubtisch in viele Einrichtungsstile hervorragend passt, würde er bei dieser antiken Einrichtung eher fehl am Platze wirken. Was jedoch perfekt passt, sind schöne Truhen, die kurzerhand mit etwas Kreativität auch einfach zum Couchtisch umfunktioniert werden können. Auch Hocker und schwere Sessel können direkt an der Couch zum Einsatz kommen. Der Sessel sollte sich vom Stil her an dem Sofa orientieren, kleinere Abwandlungen sind jedoch kein Problem.
Hocker können einzeln oder in 2er-Paaren im Raum positioniert werden. Schon im 19. Jahrhundert waren Hocker ein völlig legitimes Möbelstück, auf dem auf der Terrasse, im Innenraum oder auf der Veranda gesessen wurde. Idealerweise sollten diese aus Leder und/oder Holz sein und eine antike Ausstrahlung haben. Damit wird der Kolonialstil im Schweizerischen Eigenheim im Handumdrehen perfektioniert und eine Einrichtung geschaffen, die garantiert nicht 0815 ist.
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