Eine alte Holztruhe restaurieren (Teil 2) – Step-by-Step-Anleitung zum Nachmachen
VON Loredana A. Grünling Allgemein
Na, ist eure Kiste schon etwas getrocknet? Dann wagen wir uns heute in Teil 2 an das Schleifen unserer Holztruhe …
In Teil 1 haben wir haben wir unsere Kiste schon abgebeizt, nun folgt das Abschleifen und somit das Finish unserer Restaurierung.
Dies ist ein Bericht in 2 Teilen.
Holztruhen-Restaurierung (Teil 1) – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Nachmachen
Eine alte Holztruhe restaurieren (Teil 2) – Step-by-Step-Anleitung zum Nachmachen
Das Schleifen
Unsere Kiste ist nun schon relativ sauber und schaut sogar schon einigermassen ordentlich aus. Wie viele Farbschichten habt ihr denn gefunden? Bei mir waren es 5 Farbschichten! Wer bietet mehr?
Aber ein paar Fleckchen Farbe sind noch darauf und das Holz ist relativ uneben?
Dann ist Schleifen angesagt!
- Bereitet zunächst eure Schleifmaschine vor. Am leichtesten tut ihr euch mit einem Exzenterschleifer. Dieser hat unten runde Schleifscheiben (mit Klett) und lässt sich einfach bedienen.
- Klettet unten zunächst Schleifpapier mit einer 100er-Körnung auf.
- Nun sucht ihr euch eine Stromquelle und schmeisst euer Schleifgerät an. Der Spass geht los!
- Achtung: Das Schleifen geht wahnsinnig auf die Arme. Ihr braucht heute definitiv kein Fitnessstudio mehr! Macht im Notfall Pausen. Das ist keine Schande. Mir hat nach 30 Minuten mit dem Schleifgerät so die Schulter wehgetan und vibriert, dass ich pausiert habe. Das Vibrieren merkt man noch ziemlich lange nach. Mein ganzer Körper hat noch 1 Stunde lang gekribbelt.
- Eine weitere Warnung: Schleifen kann süchtig machen! Bei Risiken und Nebenwirkungen gründet eine Selbsthilfegruppe, macht eine Schreinerei auf oder plündert den Baumarkt.
- Versucht euch zunächst an geraden Flächen. Ich habe dazu meine Kiste immer so gekippt, dass meine Arbeitsfläche oben lag. Damit habe ich mir leichter getan.
- Geht in kreisenden Bewegungen über eure Kiste. Achtet darauf, keine Unebenheiten hinein zu schleifen, weil ihr zu lange an einem Fleck verharrt habt.
- An den Kanten könnt ihr eventuell hervorstehende Zapfen „einschleifen“, so dass sie glatt bündig mit dem restlichen Holz sind. Denkt daran, dass später vielleicht auch Kinder an diese Kanten kommen. Und ihr wollt ja nicht, dass sich die Kinder an diesen Stellen einen Spreissel ziehen, oder?
- Ich habe auch die Ecken abgerundet, indem ich das Schleifgerät einmal über die Ecke drübergezogen habe (von links nach rechts, nicht von oben nach unten, im Prinzip, als wollte ich ohne Absetzen des Schleifgerätes die Seite meiner Kiste wechseln). Vergleicht einmal vorher und nachher. Die abgerundete Ecke ist viel schöner zum Anfassen und sieht auch besser aus!
- Solltet ihr an manchen Stellen tief festsitzende Farbe haben, schleift dort etwas länger hin. Meist ist die Farbe nur in die Poren eingesunken. Wenn die Holzschichten soweit abgetragen sind, dann schleift sich die Farbe dort fast wie von selbst weg.
- Ich habe mit dem Exzenterschleifer auch an schwierigen Kanten schleifen können. Dazu habe ich den Schleifer soweit aufgestellt, dass nur noch ein Bruchteil der Schleifscheibe das Holz berührt hat. Speziell an den Metallbändern oder um das Schloss herum kommt ihr so besser zurecht.
- Wechselt bitte regelmässig die Schleifscheibe! Sobald ihr merkt, dass ihr nicht mehr wirklich vorwärtskommt, kontrolliert die Scheibe. Sollte diese abgenutzt aussehen oder relativ glatt anfühlen, dann ersetzt sie.
- Wenn ihr alle Farbreste etc. heruntergeschliffen habt, könnt ihr nochmal mit einer 150er-Körnung die Holzoberfläche glatt schleifen. Ich habe diesen Arbeitsschritt übergangen, da ich mit meiner 100er-Körnung schon ein tolles Ergebnis zaubern konnte.
- Kleiner Tipp: Schleift nicht zu viel der „Patina“ (dunklere Holzstellen) herunter. Diese gibt eurer Holztruhe Charakter. Immerhin ist sie ja schon etwas älter. Da muss sie nicht wie neu aussehen, oder?
- Auch die Metallbänder, das Schloss etc. könnt ihr mit dem Schleifgerät abschleifen. Traut euch!
- Und schon seid ihr fertig! Stellt eure Kiste daheim ins Wohnzimmer, Schlafzimmer oder in den Flur. Wohin ihr möchtet! Sie wird definitiv ein Blickfang sein!
Euch ist die Kiste noch zu langweilig? Ihr wollt Farbe darauf? (Dabei habt ihr sie doch gerade erst heruntergeschliffen …)
Falls ihr wirklich nicht auf Farbe verzichten könnt, empfehle ich euch, die Kiste mit einer Lasur oder mit Kreide-/Wachsfarben zu behandeln. Dadurch bleibt die Maserung des Holzes sichtbar!
Ich persönlich würde euch die „Painting the Past“-Serie empfehlen. Auftragen, wieder etwas abrubbeln mit einem weichen Tuch – und schon habt ihr eine Wahnsinns-Optik! (Meine Holzbalken im Haus sind alle mit weisser Wachsfarbe an die Decke angepasst. Schaut sehr edel aus und man kann noch die Holzstruktur erkennen!)
War doch wirklich nicht schwer, oder? Das Restaurieren alter Dinge kann auch wahnsinnig Spass machen. Dieses Tutorial lässt sich auch super auf alte Küchenbuffets oder Bauernschränke anwenden. Probiert es einfach aus. Viel könnt ihr nicht falsch machen. Und vor allem habt ihr am Ende ein wunderschönes Möbelstück mehr.
Fandet ihr dieses Tutorial hilfreich? Habt ihr Fragen oder wollt ihr sogar eure Ergebnisse zeigen? Ich freue mich auf euer Feedback!
Euer Limettchen
Bilder: © Loredana A. Grünling