Holztruhen-Restaurierung (Teil 1) – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Nachmachen

Ich habe vor nicht allzu langer Zeit eine wunderbare alte Holztruhe geschenkt bekommen. Diese Kiste ist schon einige Jährchen alt und im 1. Weltkrieg als Umzugshelfer benutzt worden.

Ein kleines bisschen Geschichte hat sie also auch auf dem Buckel.

Allerdings leider nicht nur dies! Auch eine Menge Farbe war darauf verteilt. Insgesamt fünf Farbschichten habe ich gefunden: Schwarz, Blau, Grün, Lila und schliesslich Ahorn-Optik! Wie konnte man so etwas dieser tollen Truhe antun? Ich meine, eine wunderbare alte Holztruhe? Aus bestem Eichenholz? Und dann klatscht man da hellblaue Farbe drauf? Oder Ahorn-Optik? Dass kann ja nicht sein, oder?

Diese Farbe musste also definitiv wieder runter. Allgemein musste die Kiste wieder etwas hergerichtet werden. Sie sollte nämlich noch lange erhalten bleiben und vielleicht sogar an meine zukünftigen Kinder weitervererbt werden. Das hätte die Truhe jedenfalls verdient.


Dies ist ein Bericht in 2 Teilen.

Holztruhen-Restaurierung (Teil 1) – eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Nachmachen

Eine alte Holztruhe restaurieren (Teil 2) – Step-by-Step-Anleitung zum Nachmachen


Also machte ich mich ans Werk. Im folgenden zweiteiligen Tutorial lasse ich euch daran teilhaben! Dabei widmen wir uns in Teil 1 dem Abbeizen der Truhe, in Teil 2 geht es ans Schleifen.

Was brauchst du alles?

  • eine alte Holztruhe (restaurierungsbedürftig)
  • Gel-Beize (ich habe mich für die Gelbeize von Molto entschieden)
  • eine Schleifmaschine (Exzenterschleifer, so etwas wie hier)
  • passendes Schleifpapier in 100er- und 150er-Körnung
  • einen Pinsel (am besten für Acrylfarbe, die sind nicht so anfällig)
  • eine Unterlage, die gross genug ist, um eure Truhe darauf zu platzieren (hier habe ich einen Karton genommen)
  • eine Drahtbürste
  • ein Spachtel zum Abtragen der Beize
  • ein Gefäss, um die Lackreste aufzubewahren (alter Eimer, Farbeimer mit eingetrockneten Resten, Gipsbecher – irgendetwas, was man wegschmeissen kann)
  • eventuell einen Eck-Schaber (falls ihr wie ich eine Zierkante habt)
  • einen weiteren Eimer, mit lauwarmem Wasser gefüllt
  • (robuste) Haushaltshandschuhe
  • einen Schwamm zum Entfernen der Beizereste
  • eine Plane zum Abdecken, falls ihr die Arbeit unterbrechen wollt (vor allem wichtig, wenn ihr draussen arbeitet, zum Schutz vor Regen)


Und wie wird es gemacht?

Truhe vorbereiten und Arbeitshinweise

  • Zunächst müssen wir die Truhe vorbereiten. Stelle sie dazu zunächst auf deine Unterlage. Diese dient dazu, deinen Boden vor der Beize und dem späteren Schleifstaub zu schützen.
  • Sind Teile an der Truhe, die sich abschrauben lassen? Ja? Gut, dann schraub diese direkt ab. Je weniger „Klimbim“ an der Truhe ist, desto leichter hast du es am Schluss. (Bei meiner Truhe war leider kein Teil dabei, das man hätte abschrauben können.)
  • Lege dir dein Werkzeug und die Arbeitsmaterialien in Reichweite. So hast du relativ kurze Wege und verlierst keine Zeit beim Suchen.
  • Arbeite am besten draussen oder in einem Hobbyraum/Garage, indem du ohne Bedenken Schleifstaub produzieren kannst. In der Wohnung macht sich eine staubige Couch nicht ganz so gut.
  • Trage am besten während der Beizphase die ganze Zeit deine Handschuhe! Manche Menschen reagieren wahnsinnig empfindlich auf Beize. Und du willst doch nicht wegen eines allergischen Schocks oder einer verätzten Hand die Arbeit an deiner Holztruhe unterbrechen?
  • Die Farbreste, die du von der Truhe abbeizt, bitte in einem Behälter aufbewahren. Diese müssen gesondert entsorgt werden, da sie meist umweltschädlich sind!
  • Wenn du die Arbeit unterbrechen musst, dann decke deine Holzkiste bitte ab. Wäre doch schade, wenn Regen und Wind die Truhe angreifen würden.

Abbeizen der Holztruhe

Hast du deine Truhe schon auf einer Unterlage aufgestellt? Und schon alle Teile abmontiert, die sich abmontieren lassen? Super, dann können wir direkt mit dem Abbeizen anfangen!

  1. Zunächst brauchst du die Handschuhe, den Pinsel und die Gelbeize! Ich habe mich für das Abbeiz-Gel von Molto entschieden. Mit nur einmal auftragen war der Grossteil der Farbe entfernt! Besser kann es nicht laufen.
  2. Lies dir zunächst die Sicherheitshinweise auf der Gelbeize durch.
  3. Schnappe dir nun deinen Pinsel und tauche ihn in die Gelbeize! Wir können loslegen!
  4. Auf horizontalen Flächen streiche die Gelbeize bitte gleichmässig von oben nach unten auf deine Holzkiste. So verhinderst du, dass dir die Beize verläuft oder herabtropft. Auf vertikalen Flächen ist es egal. Von mir aus darfst du dort kreuz und quer einstreichen.
  5. Die Beize löst auch die Farbe von Metallbügeln, Schlössern und Handgriffen. Willst du diese auch von Farbe befreien, dann streiche sie grosszügig ein. Wenn nicht, dann achte penibel darauf, dass nicht der kleinste Tropfen hinaufkommt!
  6. Streiche deine Kiste vollständig mit der Beize ein. Überall, wo Farbe drauf ist, muss auch Beize sein!
  7. Nun heisst es ein paar Minuten warten …
  8. Nach 5 Minuten siehst du schon die ersten Reaktionen. Die Farbe kräuselt sich auf der Oberfläche. Dies ist dein Zeichen dafür, dass du demnächst die Farbe abspachteln kannst.
  9. Warte aber bitte vorsichtshalber mindestens 1 Stunde, bis du mit dem Abziehen der Farbschichten beginnst. Je länger du die Beize wirken lässt, desto leichter ist es im Nachhinein. Und speziell bei vielen Farbschichten möchte man sich doch möglichst Arbeit ersparen, oder?
  10. Lass die Beize für dich arbeiten! Die nächsten 1-2 Stunden (ich habe zur Sicherheit die Beize 2 Stunden einwirken lassen) kannst du dich auf die Couch setzen und ein wenig fernsehen. Oder ein Buch lesen. Oder du setzt dich vor deine Truhe und beobachtest, wie die Beize deine Farbschichten löst! (Decke deine Kiste während der Einwirkphase bitte nicht an. Die Beize braucht ein ganz klein bisschen Luft zum Reagieren!)
  11. Nach der Einwirkzeit gehst du raus und schaust an einer unauffälligen Stelle, ob sich die Farbe schon gut lösen lässt. Hierzu nimmst du deinen Spachtel und schabst ein bisschen die Farbe zur Seite.
  12. Entsorge deine Farbe IMMER in einem Sammelbehälter. Die Farbe könnte unter Umständen umweltschädlich sein. Früher hat man gerne Bleifarben verwendet!
  13. Um die Farb-Beize-Mischung von deinem Spachtel zu bekommen, streife diesen an dem Rand deines Sammelbehälters ab. Das Zeug klebt wie Hölle. Trage deshalb unbedingt deine Handschuhe!
  14. Lässt sich die Farbe schon leicht lösen, kannst du damit anfangen, die gesamte Kiste „abzuspachteln“. Das ist ein klein wenig zeitraubend, aber durch deine Beize immerhin nicht kräfteraubend.
  15. Mit dem Eck-Spachtel kannst du knifflige Ecken und Kanten besser abziehen. Nutze dieses Tool! Es wird dir helfen!
  16. Wundere dich nicht, wenn an manchen Stellen noch einige Farbreste hängen bleiben. Je nach Alter und Zustand der Kiste (und Beschaffenheit, Dicke der Farbe) ist das völlig normal. Dafür gibt es den zweiten Beizgang (wenn nötig) oder nachher dein Schleifgerät.
  17. Sollte es nötig sein, dann trage nun ein zweites Mal deine Beize auf. An manchen Stellen ist bestimmt noch Farbe hängen geblieben. Wenn nicht: Glückwunsch!
  18. Lass bei dem zweiten Beizgang die Farbe wieder etwas einwirken. Diesmal braucht es möglicherweise nicht ganz so lange.
  19. Spachtel nun die zweite Beizeschicht wieder herunter.
  20. Wenn nun immer noch ein paar Fleckchen Farbe zurückgeblieben sind, dann gräme dich nicht. Die schleifen wir gleich wieder herunter!
  21. Aber zunächst müssen wir die restlichen Beizereste entfernen.
  22. Dazu nimmst du deinen Schwamm, die Drahtbürste und den Eimer mit lauwarmen Wasser. (Für die Hardcore-Fans: Ihr dürft auch den Gartenschlauch nehmen.)
  23. Entferne nun mittels Schwamm und Wasser die restlichen Gelrückstände. Ihr müsst aber nicht zu ordentlich sein! Den Rest erledigt unsere Schleifmaschine.
  24. Die Drahtbürste hilft euch bei den Kanten und unter den Metallbändern weiter!

Lasst nun eure Kiste ein bisschen abtrocknen. Und vergesst bitte nicht, eure Kiste abzudecken, solltet ihr erst zu einem späteren Zeitpunkt weitermachen wollen.

Für den nächsten Arbeitsgang (das Schleifen) sollte die Kiste so trocken wie möglich sein, damit wir das Holz nicht allzu sehr strapazieren.

Wir sehen uns in Teil 2 unserer Holztruhen-Restaurierung wieder. Ich freue mich schon sehr auf euch!

Solltet ihr Fragen haben, so freue ich mich über eure Kommentare. Oder habt ihr Anmerkungen? Dann immer her damit!

Euer Limettchen

 

Bilder: © Loredana A. Grünling

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Mehr zu Loredana A. Grünling

Auf meinem Blog Limettengrün.de schreibe ich normalerweise über DIY-Projekte „für absolut Unbegabte“, aber auch Haushaltstipps, Rezepte und allerlei sonstige schöne Sachen findet ihr bei mir!

Wenn ich nicht gerade blogge, dann arbeite ich als Assistentin der Geschäftsleitung in einem Werbeunternehmen, werkele an Haus und Garten, gehe mit meinen zwei Hunden Gassi, kuschle mit den vier Katzen oder gehe mit meinem Pferd ausreiten.

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