Vor fast 100 Jahren wurde das Bauhaus gegründet

Noch heute nimmt es Einfluss auf Kunst und Architektur. Dabei wurde das Bauhaus schon vor fast 100 Jahren gegründet wurde. Tatsache ist: Hier wurden die Grundlagen des modernen Designs gelegt. Zu seiner Zeit galt das Bauhaus als intellektuelles und kreatives Zentrum des Modernismus.

Gegründet wurde das „staatliche Bauhaus“ 1919 von Walter Gropius in Weimar. Angelegt wurde es als interdisziplinär konzipierte Hochschule der Künste, des Kunsthandwerks und des Industriedesigns.

Der Künstler als Steigerung des Handwerkers

Gropius‘ Ziel war es, mit dem „Bau der Zukunft“ alle Künste in einer Einheit zu verbinden und die Trennung zwischen freier und angewandter Kunst aufzuheben: „Architekten, Bildhauer, Maler, wir alle müssen zum Handwerk zurück! Denn es gibt keine „Kunst von Beruf“. Es gibt keinen Wesensunterschied zwischen dem Künstler und dem Handwerker. Der Künstler ist eine Steigerung des Handwerkers.“

Gropius sah diese Einheit unter der Führung der Architektur und in der Gleichstellung von Handwerk und Kunst. Neue pädagogische und handwerkliche Methoden sollten zu diesem Ziel führen, wie Gropius sagte: „Die Schule soll allmählich in der Werkstatt aufgehen.“ Das kunstpädagogische Konzept bestand aus einer sechsmonatigen „Vorlehre“, in der der Umgang mit Materialien geschult wurde und die Eigenschaften von Formen und Farben erörtert wurden. Es folgten eine dreijährige Handwerksausbildung und eine abschliessende, künstlerische Ausbildung. Der Unterricht fand in verschiedenen Werkstätten statt, z. B. für Metall, Keramik, Weberei, Möbel, Typografie oder Wandmalerei. Zudem gab es eine Abteilung für „Bühne“ und ab 1923 eine für Fotografie.

Auch die enge Zusammenarbeit von Industrie und Kunst war ein Ziel Gropius‘, um Gebrauchsgegenstände in grossen Mengen und mit ästhetischem Design herzustellen. Die Ergebnisse und Einflüsse des Bauhaus-Designs reichen bis in unsere Gegenwart.


Bauhaus in Dessau (Bild: © Jule_Berlin – shutterstock.com)

Die Entstehung und Entwicklung des Bauhaus bis 1933 lässt sich in vier  Phasen aufteilen:

Phase 1: 1919 bis 1925:

Einfluss des Expressionismus, Dominanz der bildenden Kunst und des Kunsthandwerks unter den Lehrern Lyonel Feininger, Johannes Itten, Gerhard Marcks und Adolf Meyer. Ab 1920 lehrte auch Georg Muche, ab 1921 Paul Klee und Oskar Schlemmer und ab 1922 Kandinsky am Bauhaus. Die Berufung László Moholy-Nagys 1923 sorgte für eine Tendenzwende zum Funktionalismus.

Phase 2: 1925 bis 1928

Umzug nach Dessau, zunehmende funktionalistische Ausrichtung und Fokussierung auf das Industriedesign. Als neue Lehrende kamen Josef Albers und der ehemalige Bauhausstudent Marcel Breuer hinzu. Breuers Stahlrohrsessel hatten über Jahrzehnte einen enormen Einfluss auf die internationale Möbelproduktion. Die Abteilung für Typografie und Reklame legte die Grundlagen für ein modernes, rationales und massenkommunikationstaugliches Grafikdesign. Als Leiterin der Textilabteilung forschte Gunta Stölz nach synthetischen Fasern für die industrielle Nutzung.

Phase 3: 1928 bis 1930

Walter Gropius legte 1928 den Vorsitz nieder, was einen grossen Umschwung zur Folge hatte. Die bildenden Künste mussten einer Technisierung und Funktionalisierung des Bauhauses weichen. Nach dem Motto «Volksbedarf statt Luxusbedarf» legte der neue Vorsitzende Hannes Meyer grossen Wert auf die Erforschung der Bedürfnisse eines breiteren Publikums.

Phase 4: 1930 bis 1933

1930 wurde Ludwig Mies van der Rohe als neuer Leiter berufen und vollzog einen Richtungswechsel hin zur Architektur. 1932 zog das Bauhaus von Dessau nach Berlin, wo es am 20. Juli 1933 auf Druck der Gestapo aufgelöst wurde.

Fast alle Bauhauslehrer emigrierten in die USA und setzten als Dozenten an den dortigen Hochschulen dessen Einfluss international und nachhaltig fort. 1937 gründete Moholy-Nagy in Chicago ein Bauhaus (das heutige „Chicago Institute of Design“).



Kunstgeschichtlich betrachtet ist es schwierig, einen allgemeinen „Bauhausstil“ zu beschreiben – die Entwürfe der Bauhauslehrer und -schüler werden daher den entsprechenden Stilrichtungen wie z. B. Klassische Moderne, Neue Sachlichkeit, Funktionalismus oder Neues Bauen zugeordnet.

 

Artikel von: livingpress.de
Artikelbild: © Leonid Mylnikov – shutterstock.com

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