Der Einsatz von Furnieren in der Möbelindustrie – Teil 1: Vom Stamm zum Blatt

Um Platten aus Pressspan, Leimbindern oder preiswerten Vollhölzern zu optisch ansprechenden Platten aufzuwerten, werden Furniere eingesetzt. Dies sind dünne Blätter aus hochwertigem Holz. Furniere sind in der gesamten Möbelindustrie und im Innenausbau extrem wichtig.

Die für die Serienfertigung von Furnierprodukten benötigten Maschinen spielen in der Holzindustrie eine grosse Rolle. Teilweise können die Furnierarbeiten mit Maschinen aus dem allgemeinen Maschinenpark durchgeführt werden. Für die meisten Arbeitsschritte sind bei der Furniertechnik jedoch Spezialmaschinen notwendig.


Dies ist ein Bericht in 2 Teilen:

Der Einsatz von Furnieren in der Möbelindustrie – Teil 1: Vom Stamm zum Blatt

Der Einsatz von Furnieren in der Möbelindustrie – Teil 2: Vom Blatt zum Produkt


Der Rohstoff, aus dem Furniere gemacht werden, ist Holz aus Vollstämmen. Es kommen dazu nur Edelhölzer in Frage. Europäische Edelhölzer sind beispielsweise Eiche, Kirsche oder Buche. In der Furnierindustrie wird jedoch sehr viel mit tropischen Edelhölzern gearbeitet. Die hier eingesetzten Hölzer sind Mahagoni oder Teak. Diese Edelhölzer haben neben einer ansprechenden Optik auch gute technische Eigenschaften. Diese Hölzer sind sehr hart und undurchlässig gegen Wasser. Das macht sie für eine stossfeste Versiegelung einer weichen Vollholz-, Leimbinder-, oder Pressspanplatte ideal. Sie geben diesen preiswerten Materialien eine wertige Optik und machen sie gleichzeitig gebrauchstauglich für den täglichen Einsatz.

Das Vollholz wird im Sägewerk als Stamm angeliefert. Eine Entastfräse befreit den Stamm von allen überstehenden und unerwünschten Beastungen. Anschliessend wird der Stamm im Sägewerk zunächst in normgerechte Stücke zersägt. Hier kommen normale Band-, Kreis-, oder elektrische Bügelsägen zum Einsatz, wie sie bei der Herstellung von Balken oder Brettern auch verwendet werden. Transportiert werden die Stämme im Sägewerk durch Förder- und Vorschubmaschinen.

Nach dem Zusägen werden die Stämme von ihrer Rinde befreit. Dazu kommen sie in Schälmaschinen, welche nicht nur die Rinde abtrennen, sondern den Stamm in eine normgerechte Rundheit bringen. Haben die Stämme die Länge und den Durchmesser, welcher für die Weiterverarbeitung zum Furnierblättern notwendig ist erreicht, werden sie – ebenfalls im Schälverfahren – zu Furnierblättern verarbeitet. Dazu werden die Stämme in eine Drehvorrichtung eingespannt und in eine schnelle Rotation versetzt. Ein heranfahrendes Schälmesser schält den Stamm in Sekundenschnelle bis auf einen kleinen Kern spiralförmig ab. Das so enstehende Furnierblatt wird aufgefangen und auf einer Furnierschere in die normgerechten Passstücke zugeschnitten.

Diese Furnierscheren funktionieren ähnlich wie die Blechscheren mit Hilfe eines Auflagentisches und eines langen Fallmessers. Sie arbeiten in einer gut ausgestatteten Produktionslinie vollkommen automatisch.
Das normgerecht zugeschnittene Furnierblatt muss anschliessend in einem Trockenofen von seiner Restfeuchte befreit werden. Im Gegensatz zu einem kompakten Stamm haben ausgeschälte Blätter eine wesentlich grössere Oberfläche. Damit haben sie einen grossen Kontakt zu Sauerstoff, Pilzen und Bakterien, welche mit Hilfe von Feuchtigkeit zu Schäden am Blatt führen können. Aus diesem Grund werden die Furnierblätter in Spezialöfen getrocknet. Die Trockenöfen in der Furniertechnik sind Sonderanfertigungen, welche nur auf diesen Einsatz hin konstruiert werden.


Der Rohstoff, aus dem Furniere gemacht werden, ist Holz aus Vollstämmen. (Bild: © wdeon – shutterstock.com)

Die Furnierblätter müssen in mehreren Stufen nachbehandelt werden. Mit Pressen, Dampfstationen und wiederholter Trocknung werden aus den welligen und unregelmässigen Furnierblättern gleichmässige Blätter. Erst im entspannten, geschlichteten und begradigten Zustand sind die Furnierblätter für ihre weitere Verarbeitung einsetzbar.

Beim Zuschnitt von Furnierblättern fiel früher sehr viel Abfall an. Reststücke oder Überstände konnten vormals, bis auf die Verarbeitung zu Kantenstreifen, kaum sinnvoll verwertet werden. Die nicht verwertbaren Furnierstücke und -streifen waren für die Entsorgung problematisch, da sie nur in einer Richtung biegsam sind. Das macht sie in der Ablage in Containern sehr sperrig, was die Entsorgungskosten in die Höhe treiben kann. Mit Hilfe von Furnierhackern werden diese Reststreifen zu handlichen Schnitzeln verarbeitet, welche sich gut schüttbar in einem Container lagern lassen. Mit dem Aufkommen der regenerativen Energien haben diese Schnitzel heute eine wichtige Bedeutung für Bioheizkraftwerke und für die Herstellung von Heizpellets. Auch Biogasanlagen und Gärtnereien sind dankbare Abnehmer dieser Reststoffe. Sie setzen sie zur Herstellung von Biogasen oder zu Mulchzwecken ein.

Mit der Erfindung der Furnierzusammensetzmaschinen hat sich der Abfall in der Furnierherstellung jedoch erheblich reduziert. Diese Maschinen sind in der Lage, auch aus kleineren Stücken hochwertiger Blätter Furniermaterial herzustellen. Man erkennt die auf Furnierzusammensetzmaschinen hergestellten Blätter an den spiegelbildlich angeordneten Maserungen, wie man sie häufig an preiswerten Schränken sieht. Sie geben den Möbeln einen eigenen, besonderen Reiz. Auf Furnierzusammensetzmaschinen hergestellte Blätter sind in der Furniertechnik zwar vollwertige, jedoch unter 1B-Qualität gehandelte Werkstoffe.

Furnierzusammensetzmaschinen werden auch dazu eingesetzt, beschädigte 1A-Furnierblätter wieder verkaufsfähig zu machen. Vor allem, wenn fertige Furnierblätter feucht geworden sind, können sie nicht in der erforderlichen Qualität wieder geglättet werden. Der organische Werkstoff Holz hat, insbesonders in dieser dünnen und empfindlichen Form, seine Grenzen in der Bearbeitbarkeit.



Zum Hantieren mit Furnierblättern werden heute aus mehreren Gründen kaum noch menschliche Arbeitskräfte eingesetzt. Neben den Kostengründen sind automatische Handlingmaschinen und Wendestationen im Punkt der gleichmässigen Aufnahme der menschlichen Arbeitskraft überlegen. Furnierblätter werden in gut organisierten Serienfertigungen mit Traversen angehoben, welche mit zahlreichen Saugstempeln ausgestattet sind. Das verhindert zuverlässig ein Durchhängen oder sogar ein Durchbrechen der Furnierblätter. Darüber hinaus wird durch das punktuelle Berühren der Furniere mit sauberen Gummisaugern ein Verschmutzen der Furniere durch Handschweiss wirkungsvoll vermieden.

 

Oberstes Bild: © juhe-IdeeID – shutterstock.com

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