Der Weihnachtsstern: Anleitung zur Lebensverlängerung

Kleines Weihnachtsquiz: Nennen Sie zwei Pflanzen, die in der Weihnachtszeit eine besondere Rolle spielen. Antwort Nr. 1 kommt wie aus der Pistole geschossen: der Weihnachtsbaum. Antwort Nr. 2 wird den meisten Menschen ebenfalls nach kurzem Überlegen einfallen – denn in den letzten Jahren spielt diese Pflanze in der weihnachtlichen oder winterlichen Dekoration eine immer grössere Rolle. Gesucht ist: der Weihnachtsstern.

Weihnachtssterne erinnern uns an den Stern auf dem Christbaum, an den Stern von Bethlehem, an die funkelnden Sterne in der klaren Schweizer Winternacht. Ihre schöne tiefrote Farbe trägt die Farben des Advents in die Häuser. Wir kaufen die dekorativen Wolfsmilchgewächse zusammen mit anderen Weihnachtsutensilien im Supermarkt, stellen sie an einen strategisch günstigen Platz, freuen uns über sie und werfen sie nach Weihnachten weg, wenn sie ihre farbigen Hochblätter verliert. Damit tun wir der Pflanze Unrecht, denn sie könnte uns durch viele Weihnachten begleiten. Hier wird erklärt, wie.

Etwas Botanik

Der Weihnachtsstern ist eine Kurztagspflanze. Diese Eigenschaft teilt er mit dem Weihnachtskaktus. Kurztagspflanzen sorgen für den Ausgleich in der Natur: Sie strecken sich nicht sonnenanbetend den ersten Frühlingsstrahlen entgegen, sondern zeigen ihre wahren inneren Werte, wenn die Tage kürzer werden. Fällt die tägliche Sonnenscheindauer unter 12 Stunden, strebt der Weihnachtsstern seiner Blüte entgegen. Das ist in der Schweiz ab Ende Oktober der Fall.

Professionelle Gärtnereien machen ihre Weihnachtssterne durch abgedunkelte Gewächshäuser für die Saison fit. Sollten Sie als Hobby-Gärtner das ganze Jahr über mit dem eigenen Gewächshaus Pflanzen aufziehen, können Sie dank der beschriebenen Abdunklungstechnik Ihrer pflanzlichen Weihnachtsdekoration zu einem guten Start verhelfen.

Der richtige Platz

Vielen Weihnachtsstern-Besitzern geht es so: Sie kaufen eine im Wasser stehende Pflanze im Supermarkt, tragen sie über einen frostkalten Parkplatz zum Auto und stellen sie zu Hause in den Lichtkranz ihrer Weihnachtsbeleuchtung. Damit haben sie gleich drei Fehler begangen, die ein Weihnachtsstern nicht verzeiht: Der Weihnachtsstern mag keine extreme Kälte; er verträgt keine Staunässe; und er stellt als Kurztagspflanze unter künstlicher Beleuchtung seine Blüte ein. Fazit: Abwurf der Hochblätter. Wegwurf in den Müllcontainer.

Wie alt ist dieser Weihnachtsstern?!

Zentrum der Bewunderung meiner Gartengäste ist im Sommer unsere riesige Aloe Vera – die Königin der Arzneipflanzen ist zu einem beinahe urweltlichen Solitär aufgewachsen, obgleich ihr wöchentlich Blätter zur Heilmittelgewinnung abgeschnitten werden. Im Winter wechselt der Bewunderungsfokus auf unseren Weihnachtsstern, den wir seit sechs Jahren (!) zur adventlichen Wohnungsverschönerung rekrutieren.

Die meisten Besucher glauben, der Weihnachtsstern sei eine einjährige Wegwerfpflanze, die mit Winterausklang ihre Schuldigkeit getan hat. Falsch! Der Weihnachtsstern ist eine Pflanze, die einfach richtig behandelt werden muss, um uns viele Jahre zu erfreuen. Er übersommert im heimischen Garten und wird im sich neigenden Jahr hereingeholt.

Einquartierung

Der Weihnachtsstern hat im Sommer an einem schattigen Platz in Ihrem Garten gestanden – im Schattenbeet unter einem Baum oder in einem sonnengeschützten Winkel auf der Terrasse. Fällt die Temperatur unter 10 Grad, wird die kälteempfindliche Pflanze ins Haus evakuiert. Stellen Sie sie hier in den Keller oder in einen anderen lichtarmen Bereich. Zur Not hilft auch ein Karton, der über den Weihnachtsstern gestülpt wird. Was nach Misshandlung aussieht, bringt das bei Lichtarmut blühende Wolfsmilchgewächs zur vollen Schönheit.


Ein Weihnachtsstern kann bei richtigem Schnitt, in guter Erde und dem richtigen Mass Wasser mehrere Jahre alt werden. (Bild: bitt24 / Shutterstock.com)
Ein Weihnachtsstern kann bei richtigem Schnitt, in guter Erde und dem richtigen Mass Wasser mehrere Jahre alt werden. (Bild: bitt24 / Shutterstock.com)


Giessen

Mineralwasser aus der Flasche oder Leitungswasser aus dem Hahn sind der Schlüssel zu Gesundheit und Wohlbefinden. Und da wir zur anthropozentrischen Weltsicht neigen, also glauben, dass alles uns Bekömmliche auch anderen Lebewesen guttut, giessen wir unsere Zimmerpflanzen bis sie ertrinken. Vorsicht: Der Weihnachtsstern ist ein Indikator für alle Gärtner, die wirklich mit der Giesskanne umgehen können.

Wasser mit Mass und kurz vor dem Austrocknen wieder – so ist es richtig. Stellen Sie unter ihre übersommernden Pflanzen aus diesem Grund keine Teller, damit sich Staunässe gar nicht erst bilden kann. Supermarktpflanzen, die in einem Feuchtbiotop versumpfen, sollten Sie dort stehen lassen. Ein derartig schlechter Start ins Leben ist unverzeihlich.

Schnitt

Die Tage werden länger, der Frühling naht. Pünktlich zur Lichtsaison wirft der Weihnachtsstern seine hübschen Farbblätter ab und hört auf, uns an die Winterzeit zu gemahnen. Vielleicht wirkt er jetzt ein wenig aus der Form geraten. Noch einmal: Werfen Sie ihn nicht weg. Eine gut ausgewählte Gartenschere macht den perfekten Schnitt: Nehmen Sie den Weihnachtsstern Ende März/Anfang April bis in die holzigen Teile hinein zurück.

Zwei Dinge müssen Sie dabei beachten: Die Schere muss absolut sauber und rostfrei sein, damit die Pflanze nicht mit Krankheiten infiziert wird; und Sie sollten Handschuhe tragen, denn der austretende Pflanzensaft des Wolfsmilchgewächses reizt die Haut. Ein bis zwei Wochen später zeigen sich die kräftigen neuen Triebe.

Erde

Der handelsübliche Weihnachtsstern steht in einem torfig-faserigen Substrat. Das ist der Pflanze anfangs nicht abträglich. Mit der Zeit aber verliert diese Mischung ihre Wasserspeicherungs-Kraft. Topfen Sie den Weihnachtsblüher zeitig in Kakteenerde um. Diese bekommen Sie fertig gemischt im Gartenhandel. Ebenfalls geeignet ist ein Gemisch aus Blumenerde und Tongranulat im Verhältnis zwei zu eins.

Mit den umrissenen Massnahmen können Sie wahre Weihnachtsstern-Methusaleme hervorbringen. Die Nachhaltigkeit lehrt uns, keine Lebensmittel wegzuwerfen. Und lebendige Pflanzen erst recht nicht.

 

Oberstes Bild: © marilyn barbone – Shutterstock.com

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