Urban Gardening: grüne Inseln für Stadtbewohner und Städte
VON Christine Praetorius Garten
Es ist nicht leicht, sich beides gleichzeitig zu erfüllen: den Traum vom Stadtleben und den vom eigenen Garten. Die meisten Stadtbewohner können nur auf Balkon, Terrasse oder Fenstersims gärtnern – doch dabei lässt sich schon auf kleinstem Raum jede Menge erreichen.
Urban Gardening ist ein Trendwort. Geboren ist es aus der alten und tiefen Sehnsucht des Menschen, auf einem eigenen Stückchen Erde, und sei es noch so klein, etwas anzubauen. Die kleinen innerstädtischen Gartenwelten bringen nicht nur viel Freude und auf Wunsch leckere und gesunde Früchte, sondern verbessern auch das Wohn- und Stadtklima.
Viele gute Gründe für Urban Gardening
Urban Gardening ist Englisch und heisst, wörtlich übersetzt, städtisches Gärtnern. Der Trend ist nicht mehr neu, wird aber immer aktueller, je mehr Menschen in die Städte ziehen, sich jedoch weiterhin der Natur stark verbunden fühlen. Unter Urban Gardening wird das Anlegen, Nutzen und Bewirtschaften von Kleinst- und Kleingärten sowie Gemeinschaftsgärten in Städten verstanden.
Zu den Hauptgründen für Urban Gardening gehören:
- Persönliche Wünsche: Wer das Leben in der Grossstadt liebt und auf die Big City Lights nicht mehr verzichten will, kann sich trotzdem nach der Natur und der erfüllenden Arbeit im eigenen Gärtchen sehnen.
- Praktische Erwägungen: Auch ein kleines Beet auf dem Balkon oder der Fensterbank liefert duftende Blumen, Biogemüse und leckere Küchenkräuter – günstig, gesund und ohne lange Transportwege oder Unklarheiten bezüglich der Herkunft.
- Ideologische Gründe: Gärtnern, egal wo, ist aktiver Umwelt-, Arten- und Klimaschutz. Selbst der kleinste Garten leistet einen lebendigen Beitrag zum Wohn- und Stadtklima und bietet nützlichen Insekten ein Zuhause.
- Pädagogische Gründe: Viele Stadtkinder kennen Gärten vor allem aus dem Fernsehen oder vom Vorbeigehen und passiven Betrachten. Sie wissen gar nicht mehr, wie etwas gesät oder gepflanzt wird – und wie viel Spass es macht, auf diese Weise neues Leben zu ermöglichen und dabei lustvoll die Hände in der Erde zu vergraben. Schon ein Pflanzkübel oder Blumentopf reicht aus, um wertvolles Wissen fröhlich aufzufrischen und weiterzugeben.
Durch Urban Gardening entstehen Miniaturwelten, die jedoch das grosse Gesamtbild vom Landschafts- und Gartenbau sehr individuell widerspiegeln. Alles Wichtige lässt sich hier erleben und nachvollziehen: das Zusammenspiel von Tieren und Pflanzen, die wechselnden Einflüsse des Wetters und der Jahreszeiten sowie die mannigfachen Möglichkeiten, Befriedigungen und Wirkungen des Schaffens mit eigenen Händen.
Je grösser die Fantasie und der Mut zum Experimentieren sind, desto weniger Geld und technischer Aufwand sind nötig. Und die Erfolgserlebnisse werden ebenso wenig ausbleiben wie der Entspannungs- und Erholungseffekt der eigenen grünen Oase. Beim Urban Gardening ist also viel Lohn schon für wenig Mühe zu erwarten. Und für die, die sich dabei richtig ausleben möchten, bieten der Bau- und Pflanzenmarkt zahllose Möglichkeiten, auch ausgefallene oder anspruchsvolle Gartenträume zu verwirklichen, etwa einen kleinen Zengarten, einen Balkonteich, ein vertikales Beet oder einen Balkon mit orientalischem oder mediterranem Flair.
Gärtnern auf Balkons und am Fenster: Einsteigertipps für Urban Gardening
Wer Fehler und Misserfolge von Anfang an ausschliessen möchte, sollte den Einstieg richtig planen und vorbereiten. Hier sind ein paar wichtige Punkte ausgelistet, die es schon im Vorfeld zu berücksichtigen gilt:
- Der Standort: Wie viel Platz steht zur Verfügung, und welche Bedingungen bringt er mit? Liegt er überwiegend in der Sonne, im Halbschatten oder im Schatten? Welche Bereiche können und sollen genutzt werden?
- Das Konzept: Wie soll der kleine Garten aussehen, und welche Atmosphäre soll er haben? Schon Kleinstgärten können etwa im Stil eines Bienen- oder Hexengartens, einer Laube oder eines Beetes angelegt werden.
- Die Pflanzen: Welche Nutz- und Zierpflanzen sich am Standort wohlfühlen und welche nicht, weiss der Profigärtner am besten. Eine Beratung über verschiedene in Frage kommende Pflanzenarten und -eigenschaften erweitert den Horizont und verhindert Enttäuschungen.
- Material- und Geldfragen: Wie viel dürfen die Anlage und der Unterhalt des Gärtchens kosten? Was kann selbst erledigt werden, wozu ist die Hilfe eines Handwerkers erforderlich?
- Technische Fragen: Gibt es Dinge, die mit dem Nachbarn oder Vermieter besprochen werden müssen, zum Beispiel das Bohren von Löchern, ein Anbau an der Aussenmauer, eine Drainage oder eine Bewässerung? Wer kann helfen, und wer kann einspringen, wenn der Hauptgärtner mal krank wird oder in den Urlaub fährt?
Optimale Raumnutzung und findige Gartenkonzepte
Um den vorhandenen Raum optimal auszunutzen, sind Nischendenken und gestalterische Fantasie gefragt. Wer keine grosse Fläche zu bewirtschaften hat, kann auf die Höhe ausweichen, beispielsweise mit Pflanzgefässen, die sich stapeln oder aufhängen lassen. Pflanzenregale, -treppen und -gestelle können entweder schnell gekauft oder einfach gebastelt werden, etwa mit Dachlatten, Winkeln und Schrauben oder durch das Umfunktionieren ausrangierter Möbel aus Naturmaterialien.
In Bau- und Gartenmärkten gibt es teils sehr gut durchdachte Spalier-, Stapel- und Ampelsysteme, mit denen sich auch senkrechte Wände fassadenschonend begrünen lassen. Vertikale Beete sind echte Raumwunder, lassen sich leicht bewässern und nutzen das Sonnenlicht optimal aus.
Inspirationen und Alternativlösungen zu teuren Spezialgefässen oder Modulen von der Stange gibt es genug – man muss nur ein wenig um die Ecke denken. Schon das Schlendern durch alle Abteilungen des Baumarkts zeigt die Möglichkeiten: Baueimer, Dachrinnen, Mörtelkübel, Rohre aus PVC: Das alles lässt sich bepflanzen.
Weitere Ideen liefert der Haushalt: Leere, sauber gespülte Konservendosen, Tassen mit abgebrochenen Henkeln, ausrangierte Töpfe und Pfannen geben charmante Blumen- und Kräutertöpfe ab. Löcher für den Wasserablauf sind schnell gebohrt und verhindern, dass sich Staunässe bildet – die wenigsten Pflanzen mögen nasse Füsse.
Wer keine Lust auf lange Planungen und Vorabüberlegungen hat, kann auch sofort loslegen – dann aber besser mit Setzlingen statt mit Saatgut, damit auch sofort etwas zu sehen ist. Viele Pflanzenarten sind so anspruchslos, dass Erfolg und reiche Ernte nahezu garantiert sind. Dazu gehören etwa Pfefferminze, Schnittlauch, Zuckererbsen, Erdbeeren, alle Kressesorten und Rankpflanzen wie wilder Wein, Knöterich, bunt blühende Winden und Hopfen. Faszinierend und auch lustig sind Gemüsesorten wie Melonenbirne, Strauchgurke, Balkonpeperoni oder Kletterkürbis.
Zwei nützliche Tipps zum Schluss: Bitten Sie jeden Bekannten, der bereits einen Garten hat, um ein paar Ableger seiner Lieblingspflanzen. Und werfen sie Pflanzen, die bei Ihnen nicht wunschgemäss gedeihen wollen, nicht weg, sondern geben Sie Sie an einen anderen Gärtner weiter – oder setzen Sie sie im Stadtpark oder auf einer sonnigen Verkehrsinsel aus. Falls Sie sich dabei Sorgen um das biologische Gleichgewicht Ihrer Stadt machen, fragen Sie einfach beim Gärtner oder direkt bei der zuständigen Behörde nach.
Fazit: Gärtnern macht auch auf kleinstem Raum Spass. Kleinstgärten auf dem Balkon oder am Fenster sind schnell angelegt, versprechen reichen Lohn und leisten einen wertvollen Beitrag zum Klima der Städte und zum Umweltschutz.
Oberstes Bild: © vicspacewalker – shutterstock.com
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