Wie dänisches Möbeldesign die Welt eroberte
Wussten Sie, dass man auf einer Ameise sitzen kann? Kann man tatsächlich, wenn es sich dabei um den Stuhl „die Ameise“ des dänischen Designers Arne Jacobsen handelt. Jenes Möbeldesigners, der den „skandinavischen“ Stil weltweit salonfähig gemacht hat. Der nicht nur Stühle, sondern auch Hocker, Tische, Sessel und Lampen entworfen hat, die samt und sonders zu „Klassikern der Moderne“ geworden sind.
Eine geniale Idee hatte Arne Jacobsen anfangs der 50er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Er verband einfache und formschöne Sitzschalen aus dampfgepresstem Buchen-Schnittholz mit einem verchromten Stahlgestell mit dünnen Standbeinen.
Zunächst noch mangelnde Stabilität
Und schaffte so zwei Stühle, die für die Massenproduktion geeignet, leicht und stapelbar waren und daher schnell als „Kantinenstühle“ bekannt wurden. Zunächst war es die eingangs erwähnte „Ameise“, die aufgrund der stark taillierten Form der Sitzschale und der dünnen Beinen so genannt wurde. Da dem zuerst entworfenen Dreibeiner oft wegen mangelnder Stabilität misstraut wurde, war die Ameise dann rasch auch vierbeinig erhältlich. Hergestellt wurde dieses Sitzmöbel wie auch sein nachfolgend vorgestelltes Brudermodell bei Fritz Hansen in Dänemark.
Leicht, vielseitig, stapelbar
Drei Jahre darauf, 1955, erfolgte Jacobsens Meisterwurf – der Stuhl Modell 3107. Für dieses einfache und gleichzeitig geniale Möbelstück wurde Jacobsen mit dem deutschen Bundespreis „Gute Form“ ausgezeichnet. Wie schon die „Ameise“, überzeugte dieses Sitzmöbel durch seine klare Konzeption, durch den Sitz und die ergonomisch vorteilhaft angepasste federnde Rückenlehne, die aus einem dauerhaft geformten Holzteil besteht, und die elastische Verbindung mit einem unverwüstlichen Stahlrohrfussgestell. Leicht und vielseitig verwendbar. Ob im Wohnbereich als Esszimmerstuhl oder als Stuhl einem Büro- und Wartebereich. Und aufgrund seiner Stapelbarkeit bestens geeignet für Seminar- oder Konzerträume.
Ein berühmt-berüchtigtes Sitzmöbel
Berühmt-berüchtigt wurde dieser Stuhl durch ein sexy Foto, das 1963 durch die Weltpresse ging und das Londoner Callgirl Christine Keeler zeigte, das nackt auf diesem Stuhl sass. Natürlich im Cowboysitz mit der Lehne nach vorne. Aufgrund des grossen Erfolgs wurden diese beiden Stühle von Arne Jacobsen immer wieder mit leichten Abänderungen nachgebaut, sodass heute zahlreiche Billigkopien im Handel sind. Die allerdings qualitativ nie an das Original heranreichten und meist bald an den Rändern der Sitzschale aufsplittern.
Vom Tisch bis zum Salzstreuer
Doch dieser geniale Designer hat nicht nur Stühle entworfen. Eigentlich als Architekt tätig, hat er im Rahmen des Entwurfs und des Baus des ersten SAS-Hotels sowie des St. Catherine´s College an der traditionsreichen englischen Oxford University alle Möbel und Accessoires in diesen Häusern vom Tisch bis hin zum Salzstreuer selbst entworfen. Und zahlreiche dieser geschmackvollen und formschönen Entwürfe haben in Produktion und Verkauf bis heute überlebt. So die Stuhlmöbel der Oxford-Serie aus formgespanntem Buchenfurnier mit Stoff- oder Lederbezug. Oder die AJ-Pendelleuchte, ein zeitlos schöner Leuchtkörper von schlicht-raffiniertem Design. Und natürlich der „Schwan“, ein gemütlicher Sessel, der noch heute die SAS-Hotels in aller Welt verschönert und auch in jedes mit Gefühl und Geschmack eingerichtete Wohnzimmer passt.
Oberstes Bild: © Bertrand Benoit – Shutterstock.com
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