Bakelit – der Kunststoffpionier

Wissensquiz: Wie heisst das dominierende Werkmaterial des 20. Jahrhunderts? – Richtig, Kunststoff. Zweite Frage: Welcher Kunststoff wurde als erster in industrieller Grossauflage hergestellt? – Schweigen unter den Jüngeren. PVC? – Falsch. Die älteren Zeitgenossen, die in den 50er-Jahren aufgewachsen sind, wissen die Antwort wie aus der Pistole geschossen: Bakelit. Der erste vollsynthetische Kunststoff wurde 1905 entdeckt, im selben Jahr wie die Relativitätstheorie.

Bakelit ist der Proteus unter den Kunststoffen. Das wandlungsfähige Material dominierte bis in die 60er-Jahre unsere Alltagsgegenstände. Ob Föhn, ob Telefon, ob Lichtschalter: Überall war dieser robuste Ur-Kunststoff verbaut. Wer heute noch mit dem Oldtimer unterwegs ist und die alten Zeugen der Automobilgeschichte hegt und pflegt, wird wissen, wie viel Bakelit in diesen Fahrzeugen steckt. Heute sind Alltagsgegenstände aus Bakelit begehrte Wohnaccessoires. Schauen wir uns den legendären Kunststoff näher an!

Alchimie

Nein, das Mittelalter beschäftigte sich nicht allein mit Goldmachen und Homunkuli. Die Alchimisten träumten von einem Stoff, der sich metamorph allen Formen und Funktionen anpassen könnte. Sie träumten vom Kunststoff. Der Belgier Leo Baekeland war Ende des 19. Jahrhunderts nicht der Erste, der sich mit der Realisierung dieses lang erträumten Stoffes befasste. Aber er war der Erfolgreichste. Seine Erfindung war das Traummaterial der aufstrebenden Elektroindustrie: leicht, robust, formbar, nicht verrottbar und perfekt isolierend. Damit ersetzte es für die Elektriker den knappen Schellack. Und nach und nach die Hälfte unserer Alltagsgegenstände.

Erfolg

Baekeland war kein Genie, sondern ein Kompositeur. Er erfand nicht die Formel, aber stellte die exakte Menge der Zutaten zusammen und bestimmte die richtige Beigabe von Druck und Hitze. Der Name seines Produktes ist ein Akronym aus seinem Nachnamen und Lithos, dem griechischen Wort für Stein. So war sein Kunststoff: hart wie ein Stein, unverwüstlich. Wandlungsfähig war er auch. Und schön. Die Gegenstände aus der frühen Bakelit-Produktion dominieren in Mattschwarz, Grünschwarz, Braunschwarz und einem tiefen Dunkelrotschwarz. Oft sind die Artikel charakteristisch marmoriert. Zusammen mit dem zeitgemässen Design echte Blickfänge.



Typische Gegenstände

Die älteren Mitbürger kennen die gediegenen schwarzen Telefonhörer, die man sich früher ans Ohr hielt (am besten mit aufgestütztem Arm, herumlaufen konnte man mit dem Telefon ohnehin nicht). In alten Romanen können Sie lesen, wie ein Gespräch beendet wurde: Er hängte den Hörer ein. Im Bakelitzeitalter sorgten aus dem Material gefertigte Lampen und Leuchten für helle Momente und behagliche Räume. Die Schalen von Klebefilmabrollern waren aus Bakelit, die Griffe von Pfannen und Rasiermessern, Lichtschalter, Steckdosen, selbst Schmuck wurde aus dem schön glänzenden Kunststoff gefertigt. Mit einem Accessoire aus Bakelit holen Sie sich ein Stück Alltagskultur Ihrer Eltern und Grosseltern ins Haus.

 

Oberstes Bild: © Paul Koomen – Shutterstock.com

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