Christbaumkugeln: Harmonien und Trends
VON Kai Gauger Accessoires Allgemein
Christbaumkugeln sind aus der Weihnachtszeit nicht wegzudenken. Jener Moment, wenn die Glocke läutet, die Tür zum Weihnachtszimmer sich öffnet und der glänzend geschmückte Christbaum den Kindern entgegenstrahlt, begleitet den Menschen als Erinnerung durch sein ganzes Leben. Christbaumkugeln sind ein weihnachtliches Muss. Aber auch sie sind Moden und Trends unterworfen. Dieser Artikel informiert über die Geschichte der Christbaumkugel sowie über klassische und moderne Farben und ihre Zusammenstellung.
Ein junger Klassiker
Die Geschichte der Christbaumkugel ist gar nicht so alt, wie die meisten Menschen glauben. Sie begann irgendwo in der schönen Landschaft Thüringens. Das grüne Herz Deutschlands ist traditionell die Heimat der Glasbläserkunst. Der Legende nach hatte ein armer Glasbläser eines Weihnachtens um die Mitte des 19. Jahrhunderts keinen roten Heller für Weihnachtsschmuck übrig. Also stahl er sich in die Werkstatt und formte aus dem Glas die schönen glänzenden Äpfel nach, die traditionell den Christbaum schmückten. Und fertig war die Christbaumkugel!
Der Paradiesbaum
Legenden neigen zur Vereinfachung. Tatsache ist: Noch Anfang des 20. Jahrhunderts symbolisierte in vielen mitteleuropäischen Landstrichen die Weihnachtstanne jenen Baum, in dem Eva von der Schlange verführt wurde. Folgerichtig war der Paradiesbaum mit roten Äpfeln, mit den Figuren Adams und Evas und der Schlage geschmückt. Die fortschreitende Säkularisierung und die neue Erfindung aus Thüringen liessen den fruchtigen Schmuck jedoch bald in Vergessenheit geraten. Und als Justus von Liebig die Silberspiegel-Probe erfand, mit dem die gläsernen Kugeln verspiegelt werden konnten, war vollends ein Exportschlager geschaffen. Die Christbaumkugel trat ihren Siegeszug rund um die christliche Welt an.
Handwerk
„Pass mit den Kugeln auf!“ Dieser Warnruf wurde früher beim Auspacken der Dekoration mit leicht panischer Stimme ausgestossen. Die gläsernen Christbaumkugeln stellten kostbare Erbstücke dar, die Generationen überdauerten. Heute sind alte thüringische Glaskugeln gesuchte Sammlerstücke, über deren Preise sich die Laien wundern. Dabei werden die Kostbarkeiten wie einst in den alten Manufakturen hergestellt, mundgeblasen, mit Silbernitrat verspiegelt, in Lack getaucht, verziert, alles in Handarbeit. Keinen edleren, harmonischeren Glanz gibt es als von diesen Glaskugeln.
Industrie
Längst hat die Industrie auf- und überholt. In den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts begannen die praktischen, im Spritzguss-Verfahren hergestellten Kunststoffkugeln das Glas an den Rand zu drängen. Geringere Anschaffungskosten, grössere Stossunempfindlichkeit, riesige Varianz: Die Kunststoffkugel war der moderne Star am Weihnachtsbaum. Heute, in friedlich koexistierenden Zeiten von Mixed Media, Purismus, Nostalgie und dem Motto „Aus neu mach alt“ namens Shabby chic ist von Glas bis Kunststoff alles erlaubt. Sie müssen sich nur entscheiden.
Kompass
Wer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht, braucht einen Kompass. Lieben Sie es klassisch? Modern? Ironisch? Kitschig? Wenn Sie wissen, was Sie wollen, können Sie aus einem riesigen Arsenal schöpfen: Christbaumkugeln mit Geweih, mit Rolling-Stones-Zunge, Christbaumkugeln beleuchtet, aus Papier, mit Hirschaufdruck, mit Lieblingsverein. Und natürlich die schönen glänzenden Glas-Klassiker. Und ein Meer von bekannten und ungewöhnlichen Farben. Die folgenden Tipps zielen auf eine ausgewogene Präsentation verschiedener Stile ab. Wenn Sie barocke Üppigkeit lieben, ignorieren Sie sie.
Das Farbspiel
Gibt es irgendeine Farbe, die nicht als Weihnachtskugel existiert? Vermutlich nicht.
Wenn Sie keinen Kaleidoskop-Effekt anstreben, sondern eine gewisse festliche Harmonie, dann legen Sie sich auf drei bis vier Farben fest. Mischen können Sie erfolgreich matte und glänzende Oberflächen miteinander: Kontraste heben Wirkungen stärker hervor.
Auch Highlights sind gern gesehen: Eine grosse, mit bunten Christbaumkugeln gefüllte Glasschale zum Beispiel.
Kombinationen
Rot ist Weihnachtsklassiker. Selbst Menschen, die für Farbzusammenstellungen unbegabt sind, leuchtet die perfekte Kombination von frischem Tannengrün und glänzendem Rot ein. Die Komplementärfarben verstärken sich gegenseitig. Dazu etwas Holzschmuck und Pfefferbrot, und die skandinavische Weihnacht ist perfekt. Als Zweitfarbe lässt sich zu dem Rot das edle, warme Gold setzen.
Gold wirkt als Begleiter auch aller anderen Farbstellungen harmonisierend. Das kühlere Silber ist ebenfalls gut kombinierbar, sollte aber in Massen verwendet werden, denn es ist ein Blickfang. Grüne Kugeln muten natürlich an, sollten aber eher als Tischschmuck und nicht vor dem kontrastarmen Hintergrund des Christbaums zum Einsatz kommen. Modern ist die Zusammenstellung von blauen und weissen Christbaumkugeln. Wollen Sie Ihren Räumen einen nostalgisch-romantischen Touch verleihen, stehen Kugeln in Pastellfarben zur Verfügung.
Trend-Kugeln
Hier die angesagtesten Christbaumkugeln für das kommende Fest. Ausgefallene Metalltöne sind in – Zinn und vor allen Dingen das gediegene Kupfer. Hoch im Kurs stehen Kugeln mit Tieraufdruck – wobei das Jagdmotiv Hirsch allen anderen den Rang abläuft. Und dann sind da noch die Papierkugeln, schön gefaltete Gebilde, die wie eine Mischung aus Japan und Schweden wirken. Selbstverständlich können Sie mit Ihren Kindern auch basteln. Holen Sie sich Ideen aus dem Internet und setzen Sie mit der Klebepistole ein paar akkurate oder freche Konstruktionen zusammen. Frohe Weihnacht!
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