Der Flipper – Spassmaschine und Geschicklichkeitsspiel
VON Kai Gauger Allgemein
Flipper sind eine aussterbende Art, denn es gibt so gut wie keinen Nachwuchs mehr. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Auf der ganzen Welt existiert eine treue Fangemeinde, die dafür sorgt, dass Millionen der mechanisch-elektronischen Meisterwerke bei bester Gesundheit bleiben. Wenn Sie sich mit dem Gedanken tragen, einen häuslichen Spiel- und Barbereich aufzubauen, wird der Flipper ein bewundertes Glanzstück. Aber Vorsicht beim Kauf: Hier gibt es ein paar Regeln zu beachten!
Vorgeschichte, Boom und Niedergang
Heute sind die Flippermaschinen vor allem in Privathaushalten zu bewundern. Wer Platz genug hat, eine Bar für zu Hause einzurichten, stellt sich gern eine solche nostalgische Spassmaschine in die Ecke. Vorläufer des Geschicklichkeitsspiels waren reine Glücksgeräte, bei denen eine abgeschossene Stahlkugel über eine schiefe Ebene an verschiedenen genagelten Hindernissen, Bumpern und Falllöchern vorbeirollte. Ab 1947 konnte aktiv ins Spiel eingegriffen werden: In diesem Jahr wurden die Flipper erfunden, die der Maschine ihren Namen gaben. Die 70er- bis 90er-Jahre waren Flipper-Boom-Jahre. Dann kamen die Videospiele. Und die Computer. Die Menschen zogen sich in ihre Häuser zurück. Genau hier sind heute die schönsten Geräte zu finden.
Einfach und komplizierter
Ende der 70er-Jahre hielt die Elektronik Einzug in die Flipperautomaten. Was sich bis dahin dem einfachen mechanischen Verständnis erschloss, wurde zunehmend komplizierter. Neue Spielfeatures wie der Multiball und die durch das Laserdruckverfahren bunter und detailreicher werdende Spieloberfläche machten den Flipper zu einem der beliebtesten Spielgeräte in Kneipen und Spielhallen. Nach der Entstehung der Videospiele setzte die Flipperindustrie auf die Einführung immer neuer technischer Raffinessen – mit der Folge, dass normalsterbliche Spieler sich von den komplizierten Monster-Maschinen der 90er-Jahre allmählich überfordert fühlten.
Gebrauchtkauf
Rolls-Royce, der Inbegriff einer Luxuslimousine, kostet Sie neu gekauft ein oder mehrere Jahresgehälter. Ein solches Luxusobjekt können Sie andererseits gebraucht erwerben – technisches Verständnis und Liebe zur Lackpflege vorausgesetzt. Auch ein Flipperautomat ist in gewissem Sinne Luxus. Er ist nicht preisgünstig: Einige tausend Euro sind für gut restaurierte Geräte schnell bezahlt. Wenn Sie elektronisches Verständnis besitzen (oder jemanden kennen, der es besitzt), können Sie ein günstiges Gerät erwerben und es zu einer feierabendlichen Bastelspielwiese machen: Ein durchschnittlicher Flipper besteht aus ungefähr 6000 Teilen und 7500 elektronischen Verbindungen.
Augen auf beim Flipperkauf
Keine technischen Kenntnisse vorhanden? Und keine Vorstellung davon, wie ein ordentlicher Flipper auszusehen hat? Machen Sie es wie beim Gebrauchtwagenkauf: Nehmen Sie einen sachverständigen Freund mit. Auf die äusseren Werte können Sie im Zweifelsfall noch selber achten – ein Flipper besitzt vor allem sehr viel für den Laien unverständliche Innerlichkeit.
Der Fachmann kann beurteilen, ob es sich lohnt, die Lötpistole hervorzuholen, wenn Punktezähler, Flipperarme und wichtige Features nicht mehr funktionieren. Er kann auch ungefähr abschätzen, ob die Arbeit Sie einige Wochenenden oder ein ganzes Jahr kosten wird. Vorsicht vor Schnäppchen im Internet! Über dieses Medium können Sie aber auch einige seriöse Firmen finden, die sich auf die solide Restauration von Flipperautomaten spezialisiert haben.
Flippern – Freizeitvergnügen oder Meisterstück
Es ist wie mit jeder Freizeitbeschäftigung: Sie können sie just for fun betreiben oder ernsthaftere Ambitionen an den Tag legen. Wer bei mittelschlechter Kondition gerne ein paar Runden dauerläuft, kann in alten Turnschuhen und Shorts ein paar Runden um den Wohnblock oder durch den Stadtpark drehen. Oder er tut alles, um Anfängerfehler, die Jogging-Neulinge begehen können, zu vermeiden. Ähnlich perfektionistisch können Sie auch an den Flipperautomaten herangehen. Spätestens seit Roger Sharpe bewiesen hat, dass der Flipper kein Glücksspiel ist.
Die Champions
1976 kam es zu einer kuriosen amerikanischen Gerichtsverhandlung. Damals zog Roger Sharpe, Autor und Flipper-Aficionado, vor dem Richtergremium den Abzug durch und flipperte für Gerechtigkeit und die Verbreitung des Flipper-Automaten. Vorher hatte er den Juristen erklärt, welchen Punktestand er auf welche Weise zu erreichen gedachte. Sharpe spielte sein vorausgesagtes Spiel und bewies: Flipper ist kein Glücksspiel. Die amerikanischen Behörden gaben den Automaten für die Öffentlichkeit frei. Der Siegeszug des Flippers begann endgültig. Und der Kampf der Flipper-Sportler um das beste Spiel.
Merken Sie sich also: Flippern ist kein Daddeln, sondern hohe Kunst. Wenn Ihre Frau Sie für albern hält (obwohl sie im Gegenzug für ihr gesundes Ausdauertraining mit dem Crosstrainer üben darf) – dann werfen Sie ihr einfach Fachvokabular um die Ohren: Sprechen Sie von Trapping, Redirection und Falling Hold Pass. Und dann genehmigen Sie sich mit Ihren Freunden ein kühles Bier und treten zum Wettbewerb an. Sie werden sich wundern, wie viel Besuch Sie plötzlich bekommen!
Oberstes Bild: © Everett Collection – Shutterstock.com
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