Die Wohnung als Spiegel der Seele
VON Theo Jannet Allgemein Entrée Esszimmer Garten Schlafzimmer Wohnzimmer
Wir verbringen viel Zeit in unseren eigenen vier Wänden. Wir leben, lieben, streiten, reden, essen und schlafen dort. Das hinterlässt deutlich Spuren, an denen wir uns erkennen können. Wichtig dabei ist, folgende Hinweise nicht als absolute Wahrheit, sondern als einen jeweiligen Trend zu sehen. Entscheidend aber ist, mit sich selbst dabei gut und freundlich umzugehen: Es gibt kein Gut oder Schlecht und keinen Grund, sich zu verurteilen. Gehen Sie spielerisch und neugierig an die Klärung Ihrer Wohnung heran.
Das wichtigste Thema in einer Wohnung ist die Balance zwischen Ordnung und Unordnung. Die extremen Pole sind bekannt: Zwanghaft und fast klinisch sterile Ordnung ist ein Extrem. Das andere ist die völlig zugemüllte Wohnung, als Messie-Syndrom bekannt. Dieses Spannbreite spiegelt schon die wichtigen Fragen des Lebens: Kann ich loslassen? Gibt es alte Verletzungen in mir? Kann ich Entscheidungen treffen? Gibt es versteckte Themen in mir und meinem Leben? Bin ich in bestimmten Lebensbereichen blockiert? Stehe ich zu mir, wie ich bin, oder habe ich ein Problem mit meinem Selbstwert?
Grosse Unordnung kann dafür stehen, dass man sich in seinem Leben Unterstützung wünscht. Eventuell möchte man Verantwortung an andere abgeben. Manchmal wird die eigene Autonomie überbetont in dem Sinne, dass einem das, was andere denken, völlig egal ist. Unordnung entsteht auch aus der sogenannten „Aufschieberitis“, wenn man nicht weiss, was wirklich wichtig ist und in welcher Reihenfolge Dinge angegangen werden sollten.
Der Eingangsbereich steht immer für einen ersten Eindruck dessen, was weiter innen folgt. Manchmal ist es hier aus Sorge, was andere wohl denken, über die Massen ordentlich und zugleich unpersönlich. Unordnung wiederum oder ideen- und lieblose Gestaltung kann Hinweise geben dafür, dass man nicht gerne nach Hause kommt, vielleicht aus Angst vor Einsamkeit. Ein Gefühl von Überlastung kann auch schon gross geworden sein und fast nach aussen drängen.
Wenn es im Wohnzimmer, dem Herzstück einer Wohnung oder eines Hauses, Probleme gibt, dann geht es um zentrale Themen. Dies kann eine generelle Unsicherheit bei Entscheidungen und beim Verfolgen von Lebenszielen sein. Ein Wohnzimmer spiegelt im Idealfall eine gelungene Balance zwischen aktivem Gestalten und gelöstem Geniessen. Da man hier auch Gäste empfängt, können sich hier auch soziale Ängste und Unsicherheiten abbilden.
Die Küche zeigt, wie wir für uns sorgen, was auch unseren Leib angeht. Essen als Ersatzfunktion oder Blockade von Genussfähigkeit spiegelt ein überfüllter oder fast leerer Kühlschrank wider. Es sind also meist orale und somit auch Mutterthemen, die in einer Küche erkennbar werden. Auch die Fähigkeit, einen Tag (und somit das ganze Leben) zu strukturieren und gut mit der Zeit umgehen zu können, ist ein Küchenthema.
Ein ungemütliches Schlafzimmer verweist zum einen auf ein Unwohlsein mit sich selbst. Der Selbstwert ist erschüttert. Wenn es Schlafprobleme gibt, zeigt dies umso mehr, dass unverarbeitete und unbewusste Ängste und Sorgen auf Erlösung warten. Auch unerfüllte Liebes- und Sexfreuden werden einem Schlafzimmer einen nicht einladenden Charakter verleihen. Ein Kleiderschrank spiegelt bei Überfüllung die Unfähigkeit, Altes loszulassen. Chaos zeigt an, dass die Orientierung im Auftreten fehlt. Sich selbst wertschätzen und sein Gutes nach aussen bringen ist Aufgabe, wenn man nur wenig und keine schöne Kleidung im Schrank hängen hat.
Chaos im Büro zeigt die Orientierungslosigkeit in beruflichen Dingen. Es kann aber auch Indiz sein, dass eine belastende private Situation sich bis ins Berufsleben auswirkt. Garage, Schuppen und Garten stehen für Aussenwirkung und sind eher Bereiche für Männer- und Vaterthemen. Ein Keller steht immer für unbewusste Gefühle, für gestaute Energie und die Vergangenheit. Der Dachboden präsentiert unbewusste Gedanken, Sorgen und Befürchtungen.
Im Umgang ist jetzt entscheidend, was Sie fühlen. Manche Menschen leben gut mit einem Mass an Unordnung: „Das Genie überblickt das Chaos.“ Aber seien Sie wirklich ehrlich zu sich selbst. Wenn Sie sich an dem einen oder anderen Punkt angesprochen fühlen, gehen Sie das Chaos einfach an.
Beginnen Sie im Keller und auf dem Dachboden. Holen Sie sich eine vertrauenswürdige Person, die Ihnen hilft beim Klären, Entmüllen und Neudekorieren. Sie werden staunen: Wer hier Fortschritte macht, entlastet sein Leben, einfach so und ohne Psychoanalyse.
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