FSC-Zertifikat: Unterstützen Sie nachhaltige Forstwirtschaft
VON Thomas Schlösser Allgemein
Erfahren Sie durch diesen Ratgeber, wie das FSC-Zertifikat zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft beitragen soll und warum es auch Kritik am ältesten Zertifizierungsverfahren dieser Art gibt.
Erstes System zur internationalen Zertifizierung nachhaltiger Forstbetriebe
Der Forest Stewardship Council ist die Organisation, die hinter dem FSC-Zertifikat steht. Ziel ist die internationale Verbreitung eines seriösen Zertifikats, welches verantwortungsvolle Forstbetriebe auszeichnet und für den Verbraucher erkennbar macht. Die FSC-Zertifikate sollen gewährleisten, dass das Holz der Produkte aus zertifizierten Forstbetrieben stammt, welche gewisse Auflagen erfüllen müssen. Nur Betriebe, die sich aktiv für eine nachhaltige Waldnutzung engagieren, erhalten das Zertifikat. So sollen Formen der Forstwirtschaft unterdrückt werden, die eine mittel- bis langfristige Zerstörung des Waldes fördern oder mit Hölzern kritischer Herkunft Handel betreiben.
Entstehungsgeschichte und Entwicklung des FSC-Zertifikats
Erste Entwürfe eines solchen Konzepts gab es bereits im Jahr 1990, als sich im US-Bundesstaat Kalifornien Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen sowie Industriebetriebe und Händler berieten. Eine verbindliche Lösung scheiterte jedoch zunächst an unterschiedlichen Ansichten. Im selben Jahr machte der Versuch, einen Zertifizierungsprozess für nachhaltige Forstwirtschaft zu entwickeln, im Rahmen des Umweltgipfels im brasilianischen Rio je Janeiro Fortschritte. Doch erst Mitte der 1990er-Jahre wurden die Streitpunkte geklärt, erste Zertifizierungskriterien entstanden.
Die Gründung und Entwicklung des Forest Stewardship Council sind insbesondere den Umweltschutzorganisationen Greenpeace und WWF zu verdanken – diese kooperierten eng mit Interessenvertretern indigener Völker, um Richtlinien zu definieren. In der weiteren Entwicklungsgeschichte fand das Konzept zunehmend Zuspruch, auch wenn es von zahlreichen Kritikern abgelehnt wird. Weltweit hat der FSC heute mehr als 500 Mitglieder, die eine forstwirtschaftliche Fläche von 120 Millionen Hektar bewirtschaften.
FSC-Zertifizierungsprozess für Forstbetriebe: Zehn Prinzipien für nachhaltige Forstwirtschaft
Jeder forstwirtschaftliche Betrieb, der eine FSC-Zertifizierung erhalten möchte, muss den zehn Prinzipien der Organisation folgen. Diese international gültigen Standards können je nach Region um zusätzliche, spezifische Punkte ergänzt werden. Zu den Zertifizierungskriterien zählen die Einhaltung der entsprechenden Forstgesetze sowie der FSC-Prinzipien, klar definierte Nutzungsansprüche bezüglich aller Land-und Forstressourcen, die kompromisslose Wahrung der Rechte indigener Völker, die Zielsetzung und Durchführung einer sozialen und ökonomischen Fortwirtschaft, eine ökonomische Effizienz und Produktvielfalt, aktiver Wald- und Landschaftsschutz sowie die Umsetzung eines Bewirtschaftungsplanes, die Verpflichtung zu Kontrollen, Bewertungen und Dokumentationen, der Walderhalt und die Förderung naturnaher Bewirtschaftungsformern.
FSC-Zertifizierungsprozess für Holzprodukte: Hinweis auf Herstellerbetrieb und FSC-Holz-Anteile
Neben den Zertifizierungskriterien für forstwirtschaftliche Betriebe gibt es auch solche für Holzprodukte. Bei Holzprodukten, die zu 100 % aus FSC-zertifiziertem Holz bestehen, wird das FSC-Qualitätssiegel vergeben, welches die Zertifizierungsnummer des Herstellerbetriebs und einen Erklärungssatz enthält. Aber auch Produkte, die nicht vollständig aus FSC-zertifiziertem Holz bestehen, können das FSC-Logo erhalten, wenn eine entsprechende Prozentangabe erkennbar ist.
Kritik am Forest Stewardship Council
Grundsätzlich ist die Idee hinter dem FSC eine ehrenwerte Sache, das Durchsetzungsvermögen der engagierten Organisationen beachtenswert. Einen internationalen Zertifizierungsprozess für eine nachhaltige Forstwirtschaft hatte es zuvor nicht gegeben. Auch wenn der FSC heute als das fortschrittlichste und seriöseste Zertifikat dieser Art gilt, gibt es aber auch Kritik. Diese sollte vom FSC dazu genutzt werden, das Verfahren weiter zu optimieren. Kritiker bemängeln unter anderem den Prozess der Kennzeichnungsvergabe, ein zu bürokratisches Verhalten bei der Dokumentation von Zertifizierungskriterien sowie ein teilweises Fehlen von Transparenz und Übersichtlichkeit.
Vertreter der europäischen Forstwirtschaft kritisieren primär die Organisationsstruktur des Forest Stewardship Council. Sie bemängeln, dass ein Konsens der in der Wirtschaftskammer vertretenen Waldeigentümer aufgrund eines Stimmenungleichgewichtes von anderen Organisationskammern überstimmt werden kann. Es ist anzumerken, dass die Stimmengewichtung bei bestimmten Zertifizierern um den vierfachen Wert höher ist als bei privatem Waldbesitz.
Kritik an der Kennzeichnungsvergabe – wird das FSC-Zertifikat zu leichtfertig ausgestellt?
Die britische Umweltorganisation Rainforest Foundation wirft dem FSC vor, das FSC-Zertifikat auch an Produkte vergeben zu haben, die die Standards nicht erfüllen. Generell werde das Siegel zu leichtfertig vergeben – etwa im Falle der Zertifizierung von Forstbetrieben, die forstwirtschaftliche Flächen nutzen, welche in der Zeit vor 1993 durch Waldrodung entstanden. Hier fordern Kritiker, dass solche Flächen keine Zertifizierung erhalten.
Nutzen für den Verbraucher
Das FSC-Zertifikat ist derzeit die beste Methode, Produkte aus nachhaltiger Forstwirtschaft zu erkennen. Auch wenn das System nicht fehlerfrei und sicherlich optimierungswürdig ist, können Verbraucher durch den Kauf von FSC-Holzprodukten dazu beitragen, dass Holz nachhaltig und unter fairen Umwelt- und Arbeitsbedingungen produziert wird. Im Laufe der Zeit haben sich vergleichbare Zertifizierungsmethoden für andere Konsumgüter und Lebensmittel gebildet; bekannt ist etwa das MSC-Zertifikat zur Förderung nachhaltiger Fischerei.
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