Ihre Küche – funktional, wohnlich oder beides?
Eher auf Funktionalität ausgerichtet waren die Küchen in den herrschaftlichen Häusern. Hier erledigte das Personal seine Arbeit bei der Zubereitung der Speisen und von hier aus wurde auch die restliche Hausarbeit organisiert. Der Trend zur eher kleinen funktionalen Küche kam in den 1960er-Jahren auf, als die ehemals „gute Stube“ zum allgemein genutzten Wohnzimmer auch in den Arbeitersiedlungen wurde.
Funktionale Küchen ohne Schnickschnack
Noch heute gehört in vielen Wohnungen die Küche zu den reinen Funktionsräumen. Hier wird gekocht, gespült, die Speisen werden vorbereitet und Lebensmittel und Geschirr müssen aufbewahrt werden. Mehr nicht. Entsprechend klein sind oftmals die Räume, die Möblierung erscheint klar, ohne Schnörkel und gänzlich ohne schmückendes Beiwerk. Solche funktionalen Küchen verfügen oftmals über eine hochwertige technische Ausstattung, lassen häufig aber auch jede Individualität vermissen. Klare Fronten, saubere Einteilungen und immer wieder massgenaue Einbauten bestimmen hier den Stil.
So richtig gemütlich wirken diese Küchen selten. Und dafür sind sie meist auch nicht gedacht. Schon weil die Raumgrösse oftmals nicht einmal genügend Platz für einen Küchentisch mit Stühlen hergibt und so letztlich der Aufenthalt in der Küche auch auf die Zeiten der Speisenzubereitung inklusive der Vorbereitung und Nachbereitung begrenzt bleibt.
Wieder im Trend: die Wohnküche
Viele Familien kochen gern gemeinsam und verbringen entsprechend viel Zeit zusammen in der Küche. Kein Wunder, wenn hier der Wunsch nach einer grossen Küche vorherrscht. Hier soll nicht nur gekocht, gespült und gelagert werden. Die grosszügige Küche soll Platz für einen gemütlichen Aufenthalt über viele Stunden des Tages bieten.
Neben der typischen Küchenmöblierung finden sich hier auch grosszügige Tische, ausreichend viele Stühle, manchmal sogar ein Sofa oder eine Ottomane und immer wieder strahlt der Raum eine anheimelnde Individualität aus. Neben dem Kühlschrank steht die Truhe mit dem Spielzeug der Kinder, Omas Anrichte verleiht dem Raum das Flair von Geschichte und die Wände wirken mit den Sammlungen der Kinderbilder wie ein kleines Sammelsurium trivialer Kunst.
Auch so kann eine Küche aussehen, und dennoch bleibt sie der Raum für das Kochen und Spülen. Aber eben noch viel mehr. Ganz davon abgesehen, dass die Küche so zum Treffpunkt der ganzen Familie wird, lässt sich auf diese Weise auch das Wohnzimmer schonen. Fast alles spielt sich in der grossen Wohnküche ab, und während die Kinder neugierig der Mutter beim Schnipseln und Kochen über die Schulter schauen, erledigt der Vater auch schon mal die kleinen Reparaturen mitten am Küchentisch. So ist die Familie quasi immer ganz dicht beisammen.
Sonderform: die Sommerküche
Die Sommerküche, das verrät schon der Name, ist eine Küchenform, die sich speziell für die warme Jahreszeit eignet. Angrenzend an das Haus, auf der überdachten Terrasse oder unter einer carportähnlichen Nur-Dach-Konstruktion, ist alles aufgebaut, was das Kochen auch im Freien möglich macht. Ein Herd, eine einfache Spülstätte, ein paar solide Küchenschränke, das ist alles, was eine Sommerküche braucht. Wenn nötig, kann auch noch der Kühlschrank nach draussen, und schon lässt sich der Sommer auf eine ganz besondere Weise geniessen. Dann wird nämlich draussen gekocht, gebrutzelt und gespült. Die Hitze in der zu engen Küche entfällt, alle halten sich, sooft es geht, draussen auf und geniessen das Sommerleben von seiner besonderen Seite. Oftmals gibt es solche Sommerküchen an älteren Bauernhäusern. Aber auch hier ist ein Trend zur Wiederentdeckung abzulesen, sodass die Sommerküche auch bei neueren Einfamilienhäusern gleich mit eingeplant wird.
Moderne Mischlösung: die offene (amerikanische) Küche
Irgendwo zwischen Wohnküche, Esszimmer und Wohnzimmer mit Kochgelegenheit bewegt sich das Konzept der amerikanischen Küche. Hier wird in einem grossen Zimmer, meist im Wohnzimmer, ein bestimmter Bereich für die typische Einrichtung und Küchenarbeit reserviert. Der Vorteil liegt in der Nähe von Kochen, Essen und Wohnen, der Nachteil ist die fehlende räumliche Trennung. Das führt dazu, dass auch die oftmals schweren Küchendüfte den ganzen Wohnraum dominieren, was nicht immer gefällt. Darüber hinaus dürfte Muttern das Spülen nach dem Essen auch keinen Spass machen, wenn Vater danebensitzt und gemütlich fernsieht.
Wer jedoch eine separate Küche nicht mag oder einfach nur teure Quadratmeter sparen will, kann der offenen Küche schon so manches abgewinnen. Eine Entscheidung, die sich nicht nur nach dem kulinarischen Geschmack richtet und immer wieder ihre Liebhaber findet.
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