Klassiker neu entdeckt – der Schreibsekretär

Er ist wieder da, der gute alte Schreibsekretär. Über viele Jahrzehnte im 18. und 19. Jahrhundert gehörte er in so ziemlich jeden adligen oder grossbürgerlichen Haushalt, im 20. Jahrhundert mutierte er dann allmählich zum Sammlerstück.

Die Forderung der Nutzer nach mehr Arbeitsfläche und mit dem Einzug der Computer auch nach mehr Stellfläche rückte den Schreibtisch in den Vordergrund und den Schreibsekretär in die finsteren Ecken der Vergessenheit und auf die Speicher.

Nie vergessen und doch wiederentdeckt

Dabei geriet der Schreibsekretär mit seiner meist edlen Ausstrahlung und den oftmals vielen sichtbaren und versteckten Fächern eigentlich niemals so wirklich in Vergessenheit. Besonders in Haushalten mit wenig Platzangebot oder einem gewissen Anspruch war der Schreibsekretär immer der bevorzugte Schreibschrank. Auch dort, wo lieber mit Hand statt dem Computer geschrieben wurde, blieb der Schreibsekretär oftmals die erste Wahl. Und auch als wirkungsvolles Schmuckstück konnte ein gut erhaltener oder restaurierter Sekretär immer für Aufmerksamkeit sorgen.

Wenn die Möbelindustrie den Takt vorgibt

Ein Schreibsekretär ist ein kleines und dennoch grossartiges Beispiel handwerklicher Möbelbaukunst. Hergestellt aus natürlichem Vollholz, ausgestattet mit vielen praktischen Einteilungen und Fächern, ausgestattet mit der praktischen Abdeckklappe und nicht selten aufwendig lasiert, mit Intarsien und gedrechselten oder geschnitzten Schmuckelementen versehen, ist der Schreibsekretär ebenso praktisch wie schön.

Bei entsprechender Gestaltung passt sich der Sekretär nahtlos in eine hochwertige Möblierung ein und wirkt auch als Solitär immer besonders und hochwertig. Seinen Tribut zollen musste der individuell gestaltete Schreibschrank der moderner werdenden und auf Massenproduktion ausgerichteten Möbelindustrie. Aufwendige Gestaltungen und die hohen Ansprüche an Individualität passten einfach nicht in eine maschinengestützte Massenproduktion, die zunehmend mehr auf Systemmöbel ausgerichtet wurde.

So wich der Schreibsekretär dem Schreibtisch und wurde in protzigen Schrankwänden nicht selten auch durch ein einfaches Schreibfach ersetzt. Nur anspruchsvolle Haushalte bewahrten den Sekretär ganz vor der Versenkung in der Möbelgeschichte und pflegten das gute alte Stück über Jahrzehnte hinweg.

Nostalgie mit praktischem Anspruch

Heute ist der Schreibsekretär wieder voll gefragt. Immer dann, wenn keine aufwendige Computertechnik, sondern mehr ein individueller Wohnstil gefordert ist, taucht der Sekretär in der praktisch-schönen Gestaltung wieder auf. Meist dient er nicht als Arbeitsplatz im Homeoffice, sondern eher als nostalgisch wirkendes Möbelstück mit praktischem Anspruch. Auch viele, besonders kleinere, Möbeltischlereien haben den schönen Schreibschrank wiederentdeckt und versuchen sich an neuen Formen und Gestaltungen, die durchaus auch ausreichend Platz für moderne Rechentechnik bieten können. Dieser Trend ging auch an der Möbelindustrie nicht vorbei.

So lebt ein bereits tot geglaubtes Möbelstück wieder auf. Meist besticht es noch mit der individuellen Wirkung, unterschiedliche Hersteller versuchen aber auch, den Schreibsekretär in die laufende Produktion einzufügen. Oftmals wird die Kombination aus Schränkchen und Schreibfläche wieder in das historische Gewand gekleidet. Auf alt getrimmte Oberflächengestaltungen, geschwungene Beine und natürlich die vielen kleinen Fächer greifen auf historische Gestaltungen zurück. Wer es dann doch etwas moderner mag, findet den Schreibschrank auch in modern-klaren Fronten, teil ins Klavierlackoptik und natürlich auch mit praktischem Anspruch.

Auf diese Weise nimmt der Schreibsekretär in vielen Wohnungen wieder seinen angestammten Platz mit der Funktion als praktisches Möbelstück für kleinere Schreibarbeiten ein. Besonders gefragt ist ein solches Möbel dort, wo kein extra Heimbüro eingerichtet werden soll, ein zusätzlicher kleiner Arbeitsplatz in der Wohnung gefragt ist oder auch dort, wo für wuchtige Schreibtische einfach kein Platz ist.


Ein historischer Sekretär sollte mit einem optisch passenden Stuhl oder Stuhlsessel kombiniert werden. (Bild: Sergej Razvodovskij / Shutterstock.com)
Ein historischer Sekretär sollte mit einem optisch passenden Stuhl oder Stuhlsessel kombiniert werden. (Bild: Sergej Razvodovskij / Shutterstock.com)


Vorsicht Falle!

So schön ein Schreibsekretär auch sein kann, wirkt er aber nur dann richtig platziert, wenn er in das Gesamtensemble der Einrichtung passt. Selbstverständlich kann ein historischer Sekretär als Einzelstück auch in einem modernen Wohnambiente einzigartig und stilvoll wirken. Dann sollte er aber zumindest mit einem optisch passenden Stuhl oder Stuhlsessel kombiniert werden. Wer hier den Schreibsekretär nur aus Stolz auf den Besitz irgendwo unpassend platziert, tappt in eine immer wieder gesehene gestalterische Falle.

Ein antiker Schreibschrank sollte niemals direkt neben oder irgendwo zwischen moderneren Möbeln stehen. Dort verliert er völlig seine Wirkung und vermittelt den Eindruck eines unsortierten Durcheinanders in der Einrichtung.

Am besten steht der Schreibsekretär, egal ob antik oder hochmodern, in einer Einzelstellung mit passendem Schreibstuhl. Dann wirkt er niemals deplatziert und bieten darüber hinaus auch genügend Freiraum für die Nutzung.

Schreibsekretäre für alle!?

Prinzipiell kann ein Schreibsekretär immer dann eingesetzt werden, wenn ab und an kleinere Schreibarbeiten zu erledigen sind. Bei entsprechender Gestaltung mit ausreichend Beinfreiheit kann er auch für längeres Arbeiten genutzt werden.

Nicht geeignet ist der Schreibschrank für kleinere Kinder. Hier wird die Nutzung eher kompliziert sein, besonders dann, wenn der Sekretär mit einer Klappe oder einem Rollladen versehen ist. Auch in den Fällen, wo der Schreibsekretär keine oder nur wenig Beinfreiheit bietet, ist dieses Möbel für Kinder beispielsweise zum Erledigen der Hausaufgaben eher ungeeignet.

Dann sollte lieber auf einen praktischen, höhenverstellbaren Kinderschreibtisch zurückgegriffen werden, der mit den Kleinen wächst und so vom Kinderzimmer auch mit in das Jugendzimmer wechseln kann.

 

Oberstes Bild: © Leigh Prather – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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