Migros möbliert Bushaltestellen als Werbemassnahme - allerdings ohne Genehmigung

Frechheit siegt. So könnte das Motto der jüngsten Guerilla-Aktion von Migros lauten. Die Möbelkette Micasa, eine Tochter des Konzerns, hat in den drei Schweizer Städten Bern, Thun und Aarau aus insgesamt 13 Bushaltestellen kleine Wohnzimmer gemacht – mit jeweils einem Sofa, Kissen, einem Beistelltisch mit Fruchtschale, einem Vorhang und einer Stehlampe.

Passanten und auf den Bus wartende Pendler staunten nicht schlecht oder waren verwirrt, Männer von der Müllabfuhr suchten vergeblich nach Sperrgutmarken. Es dauerte ein Weilchen, bis der Sinn dieser Aktion deutlich wurde: Es handelte um einen Werbegag von Micasa. Andrea Bauer, die Mediensprecherin der Muttergesellschaft Migros Aare, erklärte vor der Presse, man habe auf eine nette und freundliche Art die eigenen Möbel präsentieren wollen. Die ausführenden Mitarbeiter seien morgens um drei Uhr vor Ort gewesen und hätten die Haltestellen umgerüstet.

Die Frage nach einer Genehmigung beantwortete Bauer negativ. Es handele sich um eine exakt so geplante Guerilla-Aktion. Wahrscheinlich hätten die drei betroffenen Städte keine Bewilligung erteilt. Und wie die Reaktionen auf Facebook und Twitter zeigten, wäre dies sehr schade gewesen. In der Tat waren die Behörden überhaupt nicht begeistert. Norbert Esseiva, stellvertretender Chef der Orts- und Gewerbepolizei in Bern, kritisierte das Vorgehen der Möbelkette. Er sprach von einem „klar gesteigerten Gemeingebrauch“ und damit einem Verstoss gegen das Gesetz.

Bereits 2013 hatte Migros mit einer Nacht-und-Nebel-Aktion für Aufsehen und Aufregung gesorgt. Damals wurden in vier Schweizer Städten Plakate von Opel, Fielmann, Hornbach und anderen mit überdimensionalen Kassenzetteln überklebt. Während die betroffenen Firmen es zum grössten Teil sportlich nahmen und die Aktion auch für sich selbst als Werbeeffekt sahen, kritisierten Institutionen wie die Plakatgesellschafft APG/SGA oder die Zeitschrift Werbewoche das Migros-Verhalten damals mit scharfen Worten.

Ob Migros für die jüngste Massnahme zur Rechenschaft gezogen wird, liess Esseiva noch offen. Man wolle dem Unternehmen Zeit geben, die Möbelstücke wieder zu entfernen und überdies herausfinden, wer als Verantwortlicher in Frage kommt. Eventuell komme es im Anschluss dann zu einer Anzeige. Eins aber ist jetzt schon sicher: Der Werbeeffekt für Migros/Micasa ist auf jeden Fall gegeben.

 

Oberstes Bild: © wikimedia.org

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hat Germanistik, Geschichte und Philosophie studiert und ist zusätzlich ausgebildeter Mediendesigner im Segment Druck. Er schreibt seit über 30 Jahren belletristische Texte und seit rund zwei Jahrzehnten für Auftraggeber aus den unterschiedlichsten Branchen.

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