Nicht immer ist ein Neukauf nötig: Tipps für kleinere Möbelreparaturen
VON Christian Schreiber Allgemein
Mit Ersatzteilen kostengünstig reparieren
Von liebgewonnenen Möbelstücken trennt man sich nicht gern. Und oft sind es ohnehin nur Kleinigkeiten, die Ärger machen: Türen schliessen nicht richtig, im Tisch ist eine Delle oder der Schreibtischschub klemmt. Hier muss nicht sofort ein Neukauf ins Haus stehen. Vielfach kann zunächst überlegt werden, ob eine Ausbesserung mit „Bordmitteln“ und Ersatzteilen oder Reparatur-Sets aus dem Fachhandel möglich ist. Auf diese Weise werden die Lieblingsmöbel wieder heil und man spart jede Menge Geld. Und neben dem finanziellen Aspekt kommen für viele auch der Spass am Selbermachen und der Stolz auf die eigene Leistung dazu, wenn die Reparatur letztlich gelungen ist.
Ausgerissene Türscharniere
Wer Schrankmöbel aus Spanplatten besitzt, kennt oft das Problem: Türscharniere, die stark beansprucht werden oder mit denen schwere Holztüren an einem Korpus aus MDF-Material befestigt sind, reissen irgendwann aus. Hier können durch das Aufbohren der ausgerissenen Befestigungslöcher mit einem 15-Millimeter-Forstnerbohrer zwei neue Ausfräsungen erzeugt werden, in die zwei 15er Querholzdübel verleimt und eingepresst werden. Ist die Verklebung getrocknet, wird die Scharnierbefestigungsplatte aufgelegt und die Stellen markiert, an denen die neue Befestigung erfolgen soll. Mit zwei Bohrlöchern direkt in die eingebrachten Querholzdübel lässt sich so eine hervorragende Neubefestigung erzeugen, die oftmals sogar eine bessere Stabilität aufweist, als die Originalanbringung.
Klemmende Schranktüren und Schubfächer
Ursache für klemmende Schranktüren oder Türen, die sich von selbst öffnen, ist zumeist eine nicht waagerechte Aufstellung des Möbelstücks. Hier kann durch Unterlegen von dünnem Holz oder einer dickeren Pappe in aller Regel rasch Abhilfe geschaffen werden. Bei grösseren Schränken, die einer hohen Belastung unterliegen, kann es mitunter zum Durchhängen des Unterbodens kommen. Die Folge sind auch hier klemmende Türen. Um dieses Phänomen zu beheben oder vielleicht auch schon bei der Aufstellung eines neuen Schrankes im Vorfeld auszuschliessen, ist das Unterlegen von ein oder zwei Holzklötzchen in der Mitte unter dem Schrank ratsam.
Hierbei sollte natürlich darauf geachtet werden, dass die Klötzchen von aussen möglichst nicht sichtbar sind. Alternativ ist auch die Anbringung einer Blende möglich. Ein leichtes Klemmen bei Schubfächern kann durch Einreiben der Führungsleisten oder der Kästen unter Zuhilfenahme einer handelsüblichen Haushaltskerze schnell unterbunden werden.
Ausgeleimte Stühle
Wacklige Holzstühle sind ebenfalls ein häufig anzutreffendes Übel bei älteren Möbeln. Auch dieses Problem ist oft schnell und kostengünstig behoben. Zunächst ist der Stuhl vorsichtig auseinanderzunehmen. Verschraubungen müssen gelöst werden und gegebenenfalls ist durch vorsichtiges Wackeln an Beinen und Lehne eine Trennung der einzelnen Teile herbeizuführen. Sodann werden sämtliche neu einzuleimenden Bereiche mit Schleifpapier von Lack und Kleberesten befreit. Anschliessend wird Holzleim oder auch Zwei-Komponenten-Holzspachtelmasse in die Nuten und Bohrungen eingebracht und die Stuhlteile zusammengefügt. Ein Tipp: Holz vor dem Auftragen des Leimes leicht anfeuchten. So quillt es etwas auf, wodurch eine bessere Verbindung der einzelnen Teile erreicht werden kann. So wird die Klebewirkung deutlich verbessert.
Beim Zusammenfügen sollte unbedingt darauf geachtet werden, dass alles im rechten Winkel beziehungsweise lotrecht ist, damit der Stuhl später nicht schief steht. Nun wird noch eventuell überschüssiger Klebstoff entfernt und zum Schluss sollte noch ein Blick auf die Möbelgleiter an den Füssen geworfen werden. Sind diese verschlissen, ist bei dieser Gelegenheit gleich eine Erneuerung angesagt.
Defekte Schrankschlösser und Schäden im Holz
Defekte Schrankschlösser sollten – soweit diese im Fachhandel oder direkt beim Hersteller noch erhältlich sind – am besten direkt gegen ein funktionsfähiges neues Exemplar ausgetauscht werden. Bei älteren Möbeln können aber auch einfach Magnetverschlüsse eingebaut werden, die eine gute und einfach zu bewerkstelligende Alternative sind. Dellen in gehobeltem Holz lassen sich mithilfe eines nassen Tuches beseitigen, welches auf die betreffende Stelle aufgelegt wird. Auf diese Weise quillt das Holz auf und die Vertiefung verschwindet. Für stärkere Beschädigungen sind im Handel Reparatur-Sets auf Hartwachsbasis für so gut wie alle Holzarten erhältlich, die sich auch für Laminat oder Parkett eignen. Hiermit können Kantenschäden, Kratzer oder kleinere Löcher schnell und unkompliziert ausgebessert werden.
Manchmal hilft nur der „Möbel-Doc“
Manche Schäden an Möbelstücken erfordern professionelle Hilfe. Alle grösseren, aufwändigeren Reparaturen oder Ausbesserungen an besonders antiken oder teuren Stücken gehören stets in die Hand eines Fachmanns. Oft ist hier der Blick ins örtliche Branchenbuch oder eine kurze Internetrecherche hilfreich, um eine auf derartige Reparaturen spezialisierte Tischlerei oder „Möbel-Klink“ zu finden. Doch ob in Eigenregie oder mit fachmännischer Hilfe: Schäden an Möbeln müssen nicht zwangsläufig zu einem Neukauf führen. In vielen Fällen lassen sich Reparaturen dank des breiten Sortiments an entsprechenden Ersatzteilen und Reparatur-Sets im Möbelhandel oder durch erfahrene Tischlereien kostengünstig und mit gutem Ergebnis durchführen – damit die Freude an den liebgewonnenen Möbelstücken noch lange währt.
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