Pappmöbel – mehr als nur ein kurzlebiger Spass
VON Caroline Brunner Allgemein
Wer sich wirklich umweltbewusst einrichten möchte, ohne dabei den Designfaktor aus dem Auge zu verlieren, wer kostengünstige, flexible und leichte Möbel für das Kinderzimmer sucht, an denen auch noch Nachhaltigkeit studiert werden kann, und wer nach spannenden Interieur-Ideen für das eigene Unternehmen fahndet, die lange Gesprächsthema beim Kunden bleiben: Für den sind Pappmöbel genau das Richtige. Auch als kostensparende Übergangsmöbel nach dem Umzug eignen sie sich perfekt.
Pappmöbel sind echte Bio-Möbel: Sie werden aus regenerationsfähigen, meist 100% natürlichen Rohstoffen gefertigt und lassen sich nach dem überraschend langen Prozess der Abnutzung exzellent recyclen – manche sind sogar kompostierbar. Zumeist kommen bei der Herstellung nur Fasern aus schnell wachsenden Bäumen sowie abgeschlagenes Bruchholz und abfallendes Durchforstungsholz zum Einsatz, das ansonsten das Waldwachstum behindern würde.
Ein weiterer Vorteil: Möbel aus Pappe sind fast unschlagbar preiswert. Sie werden meist online bestellt und zuhause aufgebaut, sodass eine Vielzahl an sonst anfallenden Logistik- und Personalkosten eingespart werden kann. Dabei kommt so gut wie immer das Prinzip der Steckverbindung zum Einsatz; möglicherweise allergene Klebstoffe bleiben aussen vor und Werkzeug wird nicht gebraucht.
Die häufigste Skepsis bezüglich dieses neuen Möbelbaumaterials betrifft natürlich die Haltbarkeit. In jedem Fall überleben gut gearbeitete Pappmöbel einen mehrmaligen Auf- und Abbau und damit mehrere Umzüge. Falls Einzelteile beschädigt werden, können diese häufig beim Händler nachbestellt oder schlicht selbst angefertigt werden – der Prototyp liegt ja schon vor. Das entscheidende Kriterium für die Haltbarkeit einzelner Teile ist die Stärke der verwendeten Pappe sowie die Beanspruchung. Es gibt Pappmöbel-Fans, die ihre guten Stücke zehn Jahre oder darüber hinaus besitzen und verwenden.
Gute Hersteller testen ihre Möbel weiterhin auf Belastbarkeit. Deshalb ist immer eine normale Nutzung des Möbels im Vergleich zu einer ähnlichen Ausführung aus Holz oder Kunststoff gewährleistet. Die einzige Einschränkung: Pappmöbel sollten tatsächlich auch nur dem Zweck dienen, für den sie gedacht sind. Zerreissproben wie auf dem TV-Möbel kletternde Kinder halten sie eher nicht stand. Interessanterweise gehen Pappmöbel auch nicht beim ersten Funkenflug in Flammen auf; sie entzünden sich in etwa so leicht wie dünne Holzplatten. Flammhemmend werden sie so gut wie nie behandelt – und können deshalb natürlich auch keinen Brandschutzklassen entsprechen. Dies gilt es zunächst zu überprüfen, falls sie in Kinderpflegeeinrichtungen oder Unternehmen eingesetzt werden.
Mit Feuchtigkeit verhält es sich etwas anders: Die Möbel nehmen die Umgebungsfeuchtigkeit auf (sie sind also hydrostatisch). Stehende Nässe weicht das Material auf, weshalb sie auch nur mit trockenen oder nur sehr leicht feuchten Lappen gewischt werden sollten. Allerdings lassen sich die Oberflächen zur zusätzlichen Versiegelung lackieren. Zu Dekorationszwecken können sie ausserdem – auch von Kinderhänden – mit Wasserfarben, Dispersionsfarben, Wachsmalstiften bemalt und mit allen Materialien beklebt werden.
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