Home-Staging: Nehmen Sie die Hausverschönerung selbst in die Hand
VON Caroline Brunner Allgemein
Home-Stager arbeiten mit der Psychologie des ersten Eindrucks. Sie gehen davon aus, dass ein Hauskauf oder eine Mietentscheidung nicht nur eine Frage rationalen Abwägens ist, sondern stark auf emotionaler Ebene stattfindet. Der entscheidende Kaufimpuls, so die durch Umfragen tatsächlich bestätigte Idee, findet unbewusst statt und hat viel mit der Atmosphäre der Immobilie zu tun. Entsprechend inszenierte Häuser und Wohnungen verkaufen sich bis zu dreimal schneller – und ohne Preisreduktion – als solche, die nicht speziell auf den Besuch von Kaufinteressenten vorbereitet werden.
Das liegt auch daran, dass Käufer sich und ihre Familie in die neue Umgebung „hineinprojizieren“ – sie visualisieren das eigene Leben in den Räumen, die sie vor sich sehen. Dieser Prozess wird durch den Anblick vieler persönlicher Gegenstände des Vorbesitzers erheblich erschwert. Optimal ist es also, wenn die Räume so neutral, aber dennoch anheimelnd wie möglich gestaltet sind. Das macht auch die Arbeit eventueller Makler einfacher. Verkäufer wiederum finden das Home-Staging häufig hilfreich, um sich innerlich von ihrer Immobilie zu verabschieden.
Um sich die Tricks des Home-Staging zunutze zu machen, müssen Sie aber noch lange keinen Experten engagieren. Mit unseren Tipps können Sie Ihre vier Wände ohne viele Extrakosten gekonnt im besten Licht zeigen.
Beginnen Sie mit der Reparatur offensichtlicher Mängel, wie fehlenden Fussbodenleisten, Dielen, Fliesen oder Steinplatten im Aussenbereich, offenen Löchern in den Wänden, unverfugten Ritzen – all den Details, deren Optimierung Sie selbst immer wieder auf später verschoben haben. Meist kostet die Beseitigung nicht viel, während der Verzicht darauf einen unwiderruflich schlechten ersten Eindruck hinterlassen würde.
Schaffen Sie danach erst einmal Ordnung. Überflüssiges, Stapel von Papieren, vollgepackte Schreibtische, Krimskrams in offenen Regalen, zu viele offene Packungen und Aufbewahrungsbehältnisse auf Küchenflächen und andere Ansammlungen von Gegenständen des täglichen Lebens müssen verschwinden. Wenn Sie, wie es meist der Fall ist, zum Zeitpunkt des Verkaufes noch in Ihrer Immobilie wohnen, dann sollten Sie für alle Räume deutlich beschriftete Umzugskartons bereithalten, in die solche „Sammlungen“ schnell verschwinden, aus denen sie aber auch problemlos wieder zur Benutzung hervorgeholt werden können. Wenn Sie sie im Flur in einer Ecke stapeln, stören sie kaum. Dafür sehen die Räume durch leere Oberflächen wesentlich weiter und offener aus.
Als Nächstes kommt die Einrichtung an die Reihe. Dies ist der wahrscheinlich schwierigste Schritt, wenn Sie Ihr Home-Staging selbst in die Hand nehmen. Es hilft zu wissen, dass Profis bis zur Hälfte aller vorhandenen Möbel aus den Räumen entfernen, um diese grösser und weitläufiger erscheinen zu lassen. Keine Sorge bei Lücken: Eine sparsame Möblierung lädt Interessenten dazu ein, das eigene Mobiliar in den Leerraum hineinzuvisualisieren. Wenn Sie keinen Lagerraum haben, dann können Sie immerhin Kleinmöbel vorübergehend in den Keller auslagern – oder die Chance zum Ausrangieren ergreifen.
Mit dem Home-Staging wollen Sie im Prinzip einen etwas paradoxen Effekt erzielen: Ihre vier Wände sollen harmonisch und belebt, aber eben nicht von Ihnen bewohnt aussehen. Deshalb ist der nächste Schritt die „Entpersonalisierung“ jedes Zimmers. Dazu gehört vor allem das Abhängen und Wegstellen von Familienfotos und anderen persönlichen Bildern. Auch Andenken, Preise, Trophäen und Sammlungen können störend wirken. Das Gleiche gilt für religiöse Symbole; diese wirken oft auf einer sehr unbewussten Ebene, können dort aber starke Abwehrhaltungen auslösen. Auch Poster und Bücher mit politischen Inhalten können diesen Effekt haben.
Einzige Ausnahme ist das Kinder- und Jugendzimmer. Sie brauchen Ihren Nachwuchs nicht zu zwingen, seine Privatsphäre aufzugeben.
Wenn Sie so weit gehen können, dann überlegen Sie sich auch, ob Sie die Renovierung vorziehen und den Wänden einen neuen Anstrich verleihen. Helle, strahlende Farben, die viel Licht in die Räume lassen, machen diese ebenfalls optisch grösser; Gleiches gilt, wenn angrenzende Räume in der gleichen Farbe gestrichen werden. Wurde zuvor in der Immobilie geraucht, ist dieser Schritt fast ein Muss.
Andernfalls sollten Sie vor jedem Besuch sehr gründlich lüften und den Gebrauch von Luftreinigern überdenken. Seien Sie allerdings vorsichtig, was die Verwendung von Raumdüften angeht. Das sogenannte olfaktorische Gedächtnis arbeitet bei Menschen extrem verschieden – was Sie als einen angenehmen Raumduft empfinden, kann für einen Interessenten abstossend sein. Frische Luft ist hier immer die beste Alternative.
Vernachlässigen Sie auch die Beleuchtung nicht, vor allem bei Besichtigungen in den Wintermonaten. Schaffen Sie mit ein, zwei zusätzlichen Lampen Lichtinseln, statt nur mit der Deckenbeleuchtung zu arbeiten. Wenn die Interessenten kommen, sollten diese stimmungsvollen Lichtareale bereits beleuchtet sein – Sie oder der Makler können das Deckenlicht dann zur besseren Sichtbarkeit zusätzlich einschalten.
Vergessen Sie auch nicht den Terrassen- und Gartenbereich. Vertrocknete, vernachlässigte Pflanzen haben hier ebenso wenig Platz wie herumstehende Gartengeräte, Spielzeug, kaputte Kinderplanschpools oder dreckige Sandkästen. Ein paar frisch bepflanzte Blumenkästen und Kübel wirken Wunder – wie überhaupt ein frischer Strauss im Wohnzimmer einen belebenden, erstaunlich wirkungsvollen Akzent setzt. Fotografieren Sie Ihre Immobilie erst, nachdem Sie das Home-Staging umgesetzt haben. So sind schon die Fotos ansprechend und setzen sich wohltuend von anderen Angeboten ab.
Oberstes Bild: © Angela Waye – Shutterstock.com
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